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Zugvögel in den sonnigen Süden

Von Klaus Faißner

Wirtschaft

Nach zwei schwierigen Jahren für die Reisebranche scheint die Österreicher die Reiselust wieder so richtig gepackt zu haben, wobei als Verkehrsmittel immer häufiger das Flugzeug gewählt wird. Alleine vom Flughafen Wien werden im heurigen Sommer weit über 200.000 Sonnenhungrige in Richtung Süden abheben. Die beliebtesten Destinationen sind nach wie vor Antalya (Türkei) und Griechenland. Riesige Zuwachsraten verzeichnet Ägypten. Allgemein geht der Trend zu kürzeren und häufigeren Reisen.


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"Teure Produkte wie Kreuzfahrten und sehr billige Produkte gehen besonders gut", erklärt Andreas Zenker, Pressesprecher des Österreichischen Verkehrsbüros. Das habe zur Folge, dass Angebote in den mittleren Preislagen sich zunehmend schwerer behaupten könnten. Der Trend gehe eindeutig zu kürzeren (Bade-)Urlauben im Sommer, dafür werde gerne noch ein Städteflug oder ein Thermenaufenthalt zu einer anderen Jahreszeit zusätzlich konsumiert.

Die bisher vorliegende Statistik der Monate Jänner bis Mai lasse für heuer "endlich ein normales Jahr erwarten", zeigt sich Zenker vorsichtig optimistisch. Zwar könne noch nicht wirklich von einem Superjahr gesprochen werden, aber nach den Nachwirkungen der Terroranschläge des 11. September im Jahr 2002 und den Problemen infolge des Irak-Krieges und SARS im Vorjahr habe das Verkehrsbüro bei Pauschalreisen bisher ein Umsatzplus von knapp 13 Prozent gegenüber 2003 zu Buche stehen.

Spitzenreiter sind hier Griechenland vor Spanien und Italien, wobei diese Top 3 jeweils Einbußen hinnehmen mussten. Vor allem beim Land des frisch gebackenen Fußball-Europameisters hätten höhere Preise aufgrund der bevorstehenden olympischen Spiele so manchen vor einer Reise dorthin abgeschreckt.

Ein "sagenhaftes Wachstum von plus 110 Prozent" habe Ägypten zu verzeichnen, das sich hinter der Türkei und Österreich (ist zwar das beliebteste Urlaubsland der Österreicher, aber bei weitem nicht jeder bucht die Reise z.B. in einem Reisebüro) an die sechste Stelle der Pauschalbuchungen vorschieben konnte. "Ägypten hat sehr viel Geld in Marketing und Werbung gesteckt und bietet sehr attraktive Angebote. Der Trend wird sich auch über den Sommer halten", erklärt Zenker. Dass nicht nur der Süden die Leute in die Flugzeuge lockt, zeigt der siebente Platz Deutschlands in der Verkehrsbüro-Statistik mit einem enormen Zuwachs von fast 200 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das lasse sich durch den Angebotsausbau von Billigairlines erklären, meint Zenker.

Antalya vor Kreta

Mehr als 1,4 Mio. Chartergäste konnte die AUA Group im gesamten vorigen Jahr begrüßen, heuer dürften es noch um einige mehr sein. Bisher sei die Nachfrage jedenfalls um etwa 20 Prozent deutlich gestiegen, erklärt Livia Dandrea-Boehm von der AUA-Pressestelle. Fast jeder vierte Flug des vergangenen Sommers (Juli bis September) war ein Charter, auch Linienflüge in Urlaubsregionen - wie heuer beispielsweise an die Cote d´Azur - werden vereinzelt ausgeweitet.

Als Land liege Griechenland an der Spitze, als Einzeldestination Antalya in der Türkei. Diese Daten decken sich mit jenen des Wiener Flughafens: Über 44.000 Urlauber flogen im Vorjahr in den Monaten Juli und August von Wien ausgehend nach Antalya, in weitem Abstand folgen Heraklion (Kreta) mit 17.500 und Rhodos mit 11.300 Passagieren. Weitere Dauerbrenner sind Kos, Monastir, Mallorca, Korfu, Hurghada, Zakinthos, Saloniki und Las Palmas.

Flug-Festspiele in Salzburg

Während sich in Wien der Reisestrom der Flugurlauber fast ausschließlich von Österreich wegbewegt - im Vorjahr waren es in den zwei Ferienmonaten mehr als 230.000 Charterpassagiere - sieht die Situation in Salzburg ein wenig anders aus. Im heurigen Juni verließen zwar rund 67.000 Menschen die Stadt per Charter vor allem in Richtung Süden, im Gegenzug kamen aber mehr als 24.000 Ausländer auf diesem Weg in die Mozartstadt. Diese Zahlen würden sich auch in den Sommermonaten nicht wesentlich verändern, prognostiziert Flughafen-Salzburg-Pressesprecher Richard Schano und rechnet sowohl für den Sommer als auch für das Gesamtjahr mit zweistelligen Zuwachsraten gegenüber 2003.

Als Gründe gibt er das Charter-Engagement von AUA, Niki und LTU in Salzburg an. Das Gesamtangebot ziehe auch immer mehr Bayern zum kleinen Salzburger Flughafen: "Je größer der Münchner Flughafen wird, desto unbeliebter wird er bei den Passagieren und desto besser ist es für uns." Und wegen des Festspielverkehrs könne schon jetzt mit vollen Linienmaschinen - Billigfluglinien wie Ryanair miteingeschlossen - im Juli und August gerechnet werden. Dass der Linienflugverkehr für den Tourismusstandort Salzburg dennoch nur eine untergeordnete Rolle spielt, wird bei der Zahl von 250.000 Schiurlaubern deutlich, die im Winter per Charter am Salzburger Flughafen landen. "Damit sind wir der zweitgrößte Schi-Charter-Flughafen Europas", erklärt Schano.

Wetter kurbelt Geschäft an

Zurück zum österreichischen Sommer, mit dem einige in der Reisebranche ihre wahre Freude haben: "Der liebe Wettergott unterstützt uns heuer dementsprechend. Das Geschäft läuft im Moment sehr, sehr gut", frohlockt Uwe Schmidt, Marketing- und Verkaufsleiter des Reiseveranstalters Gulet Touropa. Ägypten sei der Renner der Saison, auch die Türkei entwickle sich sehr gut, während die großen griechischen Inseln "noch einen Schub gebrauchen können". Der Trend zum späten Buchen sei zwar gegeben, dieser nehme aber "nicht so schnell zu wie immer gesagt wird": Rund 65 Prozent aller Kunden würden bereits mit Erscheinen der Kataloge und 35 Prozent erst im Kurzfristbereich von zwei bis drei Wochen vor dem Abflug buchen. Vor allem diejenigen, die ein bestimmtes Produkt wünschten, seien darauf bedacht, sich dieses auch frühzeitig zu sichern. "Unglaublich" ist für Schmidt hingegen der Trend zu All-Inclusive-Cluburlauben: Bereits zwei Drittel der Buchungen entfielen in diesen Bereich. Ein Hauptargument dafür sei die Budgetsicherheit.

Lange "letzte Minute"

Ein großes Gerangel herrscht jedoch nicht nur um die "normal buchenden" Urlauber, sondern auch um die Kurzentschlossenen. Die zunehmende Konkurrenz, unter anderem von Reisebüros und Handelsketten, ist auch an der Restplatzbörse, dem ältesten österreichischen Anbieter von Last-Minute-Reisen, nicht spurlos vorüber gegangen. "Die Leute fliegen öfter, doch da pro Passagier weniger gezahlt wird, sind umsatzmäßig nicht mehr so große Steigerungen drinnen", erklärt Claudia Pleschberger, Marketingleiterin des Unternehmens. Nicht zuletzt durch den Einfluss der Billigfluglinien sei auch der Preis für Last-Minute-Angebote am Boden. Dennoch zeigt sie sich mit dem Ferienstart in den östlichen Bundesländern zufrieden: "Wir hatten gleich am ersten Ferientag einen riesigen Ansturm. Auf einmal wird allen klar, dass sie weg wollen." Am gefragtesten sei - trotz etwas kleinerer Kapazitäten - Spanien. Schlecht laufe es hingegen bei Reisen nach Tunesien, wofür es schwer falle, eine Erklärung zu finden. Generell sei festzustellen, dass die Reiseveranstalter früher mit den Preisen heruntergehen: "Oft gibt es schon 14 Tage vor dem Abflugtermin einen Last-Minute-Preis, der auch wenige Tage vor Start nicht mehr billiger wird."

Weiter an Beliebtheit gewinnt auch das Buchen des Urlaubs per Internet: Auch hier werde die Türkei stark nachgefragt, erklärt Fred Wellenhofer, Geschäftsführer von Raiffeisen-Reisen. Die Internet-Tochter AllesReise.com habe im ersten Halbjahr um gut ein Drittel mehr Aufträge lukrieren können als im Vorjahr, "wobei hier von einer vergleichsweise geringen Basis ausgegangen wird". Ein Unterschied zwischen Internet und normalem Reisebüro: Österreich-Angeboten werden per www stärker nachgefragt.