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Zukunft von Schlecker hängt an seidenem Faden

Von Kid Möchel

Wirtschaft

Schlecker Österreich steht und fällt mit dem deutschen Mutterkonzern.


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Pucking/Ehingen. Die Mega-Insolvenz des schwäbischen Familienunternehmens Schlecker (47.000 Mitarbeiter) wirbelt auch hierzulande viel Staub auf. Gestern, Montag, mussten das Kernunternehmen "Anton Schlecker Einzelkaufmann" sowie die Tochterfirmen Schlecker XL GmbH und Schlecker Home Shopping GmbH Insolvenz anmelden.

Laut dem externen Firmensprecher Alexander Güttler ist die Schlecker International GmbH von der Planinsolvenz nicht betroffen. Schlecker International ist die Mutter der österreichischen Anton Schlecker GmbH in Pucking, die 4987 Mitarbeiter in 1437 Drogerie-Märkten beschäftigt, davon rund 3000 in 974 Filialen in Österreich; der Rest entfällt auf Italien, Belgien, Luxemburg, Dänemark, Polen und Ungarn. 2010 setzte Schlecker Österreich rund 432 Millionen Euro um, das ist ein Rückgang von 4,8 Prozent. Das Betriebsergebnis (Ebit), das Finanzergebnis und das EGT hat sich seit dem Geschäftsjahr 2009 halbiert. Die Ebit-Marge beträgt lediglich 0,44 Prozent, die EGT-Marge knapp 1,1 Prozent. Wie die Bilanz 2010 belegt, besteht für Schlecker Österreich ein massives Konzernrisiko.

"Absolut beunruhigend"

"Absolut beunruhigend sind die offenen Forderungen in Höhe von rund 170 Millionen Euro gegenüber den deutschen Konzerngesellschaften", sagt ein Branchenkenner. "Wenn diese in einem Worst-Case-Szenario nicht bedient werden können, kann man sich an einer Hand ausrechnen, was das für die österreichische Gesellschaft eigenkapitalmäßig bedeutet." Dann ist das Eigenkapital gleich null. Indes schätzen Insider, dass die Forderungen der Puckinger gegen den deutschen Konzern mittlerweile sogar 230 Millionen Euro betragen könnten. Schlecker-Sprecher Güttler will das Auslandsgeschäft nicht kommentieren.

Wirtschaftsprüfer warnte

"Wir weisen daraufhin, dass der Fortbestand der Gesellschaft sowohl aufgrund der Forderungen gegenüber verbundenen Unternehmen als auch insbesondere wegen der wirtschaftlichen Verflechtung mit der Anton Schlecker-Konzern vom Fortbestand des deutschen Konzerns abhängig ist", halten die KPMG-Wirtschaftsprüfer im Herbst 2011 in der Bilanz fest. Denn: Die Schlecker-Filialen werden von einem Zentrallager in Deutschland beliefert, die Lieferanten fakturieren nach Deutschland. In Österreich gibt es Logistik-Service-Center in Pöchlarn und Gröbming, das Vertriebslager im burgenländischen Wolfau, das die ungarischen Filialen belieferte, soll im Vorjahr geschlossen worden sein.

"Es ist sehr fahrlässig zu sagen, Schlecker Österreich sei von der Planinsolvenz nicht betroffen", sagt Wolfgang Hrobar vom AKV. "Für uns stellt sich auch die Frage, ob nicht wechselseitige Haftungen vorhanden sind." Rein rechtlich, sagt indes Gerhard Weinhofer von Creditreform, fällt Schlecker Österreich als Konzerngesellschaft in die deutsche Insolvenzmasse. Dass die Pleite der Konzerngesellschaft Anton Schlecker auf Österreich durchschlägt, belegt auch die Tatsache, dass die Kreditversicherungen Atradius, Coface, Euler-Hermes/Prisma nicht nur die Lieferantendeckungen für Schlecker Deutschland, sondern auch für Schlecker Österreich aufgehoben haben. Wie die "Wiener Zeitung" am vergangenen Samstag berichtete, sollen in Österreich zumindest 40 bis 50 Filialen geschlossen werden. Handelsexperte Peter Schnedlitz erwartet laut ORF-Radio sogar die Schließung von rund zehn Prozent der Österreich-Standorte. Eine Stand-Alone-Variante der Österreich-Tochter halten Experten "für sehr unwahrscheinlich".