)
Mehr Energie-Effizienz bei Gebäuden ist ein wirksames Mittel gegen den Klimawandel. Und noch würden sich dafür auch die | finanziellen Kosten im Rahmen halten.
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 18 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
An der Häufung von extremen Wetter-Phänomenen im heurigen und vorjährigen Winter in Österreich kann jeder nachvollziehen, dass die Klimaerwärmung kein Hirngespinst der Klimaforscher ist. In der Wissenschaft besteht ein eindeutiger Konsens, dass der Klimawandel vom Menschen verursacht wird und dass die möglichen Folgen so gefährlich sind, dass sofortige Maßnahmen gerechtfertigt erscheinen.
Dies beweist eine Studie der University of California in San Diego, in der eine repräsentative Anzahl an Berichten zum Thema Klimawandel aus den vergangenen zehn Jahren nach dem Zufallsprinzip ausgewählt und analysiert wurden. Von knapp 1000 Experten-geprüften Artikeln in Fachzeitschriften weicht kein einziger vom allgemeinen wissenschaftlichen Konsens ab.
Die Analyse der Berichte in Tageszeitungen lieferte jedoch andere Ergebnisse: 53 Prozent von etwa 636 Artikeln zweifelten an den Ursachen für die Erderwärmung. Durch das Einbringen dieser wissenschaftlich völlig haltlosen Zweifel werden Entscheidungsträger verunsichert und damit längst notwendige Maßnahmen behindert.
Wie Nicolas Stern, der ehemalige Chefökonom der Weltbank, in seinem ausführlichen Bericht an das britische Finanz- und Wirtschaftsministerium darlegt, haben wir gegenwärtig ein Zeitfenster von 10 bis 20 Jahren, um mit relativ geringen finanziellen Mitteln (1 Prozent des globalen BIP) die Klimakatastrophe abzuwenden. Sollte diese Chance verpasst werden, ist mit Schäden von 5 bis 20 Prozent des Welt-Bruttoinlandprodukts durch den Klimawandel zu rechnen. Wie auch die Berechnungen von Dennis Meadows in "Grenzen des Wachstums - Das 30-Jahre-Update" zeigen, ist es fraglich, ob unser Wirtschaftssystem an derartig hohen Kosten nicht kollabieren würde.
Gerade Österreich, das freiwillig auf Kernkraft verzichtet, hat nur durch Ressourceneffizienz und erneuerbare Energieträger in den Bereichen Verkehr, Gebäude, Industrie und Energiebereitstellung die Möglichkeit CO 2 - Emissionen einzusparen. Da fossile Energieträger nicht unendlich vorhanden sind, muss der Umstieg auf erneuerbare Energieträger ohnehin erfolgen.
Im Gebäudebereich ist durch die Passivhaustechnologie eine Effizienzsteigerung im Energieverbrauch um den Faktor 10 möglich. Dies wurde schon an vielen ausgeführten Beispielen, auch im geförderten Wohnbau bewiesen (zum Beispiel der Neubau der Wohnhausanlage Pantucekgasse in Wien 11 mit 114 Wohnungen - derzeit größtes Passivhaus der Welt - oder die Altbausanierung Makartstraße in Linz mit 50 Wohnungen). Unbestritten ist, dass Wohnkomfort und Behaglichkeit in diesen Häusern wesentlich höher liegen. Bei breiter Anwendung dieser Technologie vor allem im Gebäudesanierungsbereich entsteht eine klassische Win-Win-Situation. Anstelle von Importen von fossiler Energie werden durch heimische Wertschöpfung im Baubereich viele Arbeitsplätze geschaffen und die Außenhandelsbilanz entlastet.
Ein wichtiges Werkzeug um die Energieeffizienz eines Gebäudes für den Immobilienmarkt transparent zu machen, ist die EU-Gebäuderichtlinie. Leider wurde durch föderalistische Kleinkrämerei in Österreich mit seinen neun Bauordnungen die für Anfang 2006 vorgesehene gesetzeskonforme Umsetzung bisher verhindert.
Jedenfalls beginnt mit 2008 der fünfjährige Beobachtungszeitraum des Kyoto-Ziels, indem sich Österreich verpflichtet hat, jährlich 13 Prozent unter dem CO 2 - Ausstoß von 1990 zu liegen. Der heutige Trend lässt jedenfalls einen Mehrverbrauch von 150 Millionen Tonnen CO 2 erwarten. Bei einem derzeitigen Marktwert der CO 2 - Zertifikate von 10 Euro pro Tonne ist mit einer Zahlung ohne Gegengeschäfte in einer Größenordnung von mindestens 1,5 Milliarden Euro zu rechnen. Die Bundesregierung wird Wege finden müssen, um diese Kosten dem Steuerzahler zu ersparen.