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Zukunftsmodell: Pflege zu Hause

Von Brigitte Pechar und Petra Tempfer

Politik

Regierung plant Verschiebungen beim Pflegegeld, sieben Stufen sollen bleiben.


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Wien. "Loszulassen fällt mir am schwersten", sagt Thomas Kaswurm, "ich kann nicht immer eine strikte Grenze zwischen Arbeit und Privatsphäre ziehen." Der 25-Jährige ist Altenfachbetreuer in Salzburg - Mittwochabend wurde er gemeinsam mit acht weiteren Österreicherinnen als "Pfleger mit Herz" ausgezeichnet. Insgesamt waren 1500 Pflegerinnen und Pfleger von Verwandten, Freunden oder Patienten für die Wahl nominiert worden. Das Sozial- und Wirtschaftsministerium, die Wiener Städtische sowie die Erste Bank suchten den Besten pro Bundesland.

Traumberuf, trotz schlechter Bezahlung

Ob nun Alten-, Hauskranken- oder ehrenamtlicher Pfleger, in einem Punkt waren sich alle einig: Würden sie noch einmal vor einer Berufsentscheidung stehen, würden sie wieder Pfleger werden wollen - und das, obwohl das Einkommen alles andere als hoch ist.

Die Bundesregierung lenkt in ihrem Regierungsprogramm den Fokus auf die Betreuung zu Hause. Damit - wie schon jetzt - 80 Prozent der Pflegebedürftigen zu Hause betreut werden können, sollen vor allem mobile Dienste und Tagespflegeeinrichtungen ausgebaut werden und auch die 24-Stunden-Betreuung einen fixen Platz haben. Rund 30.000 24-Stunden-Betreuerinnen arbeiten derzeit im Land.

Pflegefonds wird zur Dauereinrichtung

Was die Finanzierung der Pflege betrifft, gibt es eine Festlegung auf ein steuerfinanziertes Modell. 4,1 Milliarden Euro fließen derzeit in die Pflege - und die Kosten werden ansteigen. Bis 2020 werden allein im Bereich Pflege 17.000, im Gesundheits- und Sozialbereich gesamt 50.000 Kräfte mehr nötig sein. Dies ist eine der großen Herausforderungen für Sozialminister Rudolf Hundstorfer. Hier wird an eine Harmonisierung der Ausbildung gedacht. Derzeit ist diese in den Ländern unterschiedlich, was einen Wechsel der Pflegekräfte über Bundesländergrenzen schwierig macht.

Eine Pflegeversicherung hätte die Lohnnebenkosten weiter in die Höhe schnellen lassen. Außerdem, so Fachleute: "Pflege kann niemals zu 100 Prozent versichert werden." Soll heißen, dass eine mehrjährige Pflege ab der Pflegestufe 5 durch eine Versicherung nicht gedeckt werden kann - der Staat müsste immer einspringen.

Die Pflege in Österreich wird über das Pflegegeld und den Pflegefonds sichergestellt. Das soll auch so bleiben. Dazu gibt es ebenfalls ein Bekenntnis im Regierungsprogramm. Der Pflegefonds, der die stationären und mobilen Pflegedienste finanziert und mit 650 Millionen Euro dotiert ist, wird also zu einer Dauereinrichtung. Künftig sollen über den Pflegefonds auch die Förderungen für die 24-Stunden-Betreuung abgewickelt werden. Außerdem plant die Regierung ab 2015 eine "gerechtere Trennung von BetreuerInnen und Vermittlungsagenturen".

Beim Pflegegeld plant die Regierung offensichtlich Verschiebungen, "der Fokus (wird) auf Fälle höherer Pflegebedürftigkeit und Bedarfsgerechtigkeit gerichtet". An die Abschaffung von Pflegestufen sei aber nicht gedacht, versichert das Ministerium. Das Pflegegeld (sieben Stufen) gibt es schon seit 20 Jahren. Die Organisation wurde 2012 gestrafft: Noch 2011 bezogen 368.000 Menschen Bundespflegegeld, das über 23 Träger abgewickelt wurde, und 74.000 Menschen erhielten Landespflegegeld, das von 280 Trägern verwaltet wurde. Jetzt ist der Bund alleine zuständig und erledigt alles über vier Stellen.