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Zukunftsmusik: Sound of Silence

Von Helmut Dité

Wirtschaft
Susanne, Bernd, Angelika, Otto und Sonja Kresch (von links nach rechts im firmeneigenen Soundlabor): Die steirische Unternehmerfamilie sorgt dafür, das auch die E-Autos mit sonorem Sound daherkommen werden. Foto: remus

Ein steirischer Familienbetrieb setzt auf Innovationen. | Von 5 auf 500 Mitarbeiter. | Bärnbach/Voitsberg. Was macht der Weltmarktführer für Sportauspuffanlagen in zwanzig Jahren, wenn das auspufflose Elektroauto seinen prognostizierten Siegeszug angetreten hat? Remus-Chefin Angelika Kresch lächelt gelassen: "Dann sind wir Weltmarktführer beim Sound-Design für die E-Autos - die wären sonst bis fast 30 Stundenkilometer praktisch lautlos unterwegs und damit eine Gefahr für andere Verkehrsteilnehmer, vor allem für Fußgänger in der Stadt."


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1990 gegründet - "mit fünf Mitarbeitern und einer Menge guter Ideen haben wir die ersten 5000 Schalldämpfer schon auf der Autotechnika-Messe verkauft, bevor die neugebaute Fabrik in Bärnbach überhaupt fertig war" - begeht der steirische Familienbetrieb heuer mit 500 Mitarbeitern an zwei Standorten sein 20-jähriges Jubiläum als Weltmarktführer bei Sportauspuffanlagen und wichtiger Zulieferer der internationalen Automobil- und Tuningbranche. Die Remus-Sebring-Gruppe - 1997 wurde Mitbewerber Sebring übernommen - liefert Sportabgasanlagen für Pkw und Motorräder in mehr als 60 Länder - die Exportquote liegt bei 95 Prozent.

Damit der Erfolgslauf weitergeht, sind bis 2015 Investitionen in der Größenordnung von 20 Millionen Euro geplant. Die Investitionsstrategie für die nächsten fünf Jahre basiert auf vier Säulen: Erweiterung des Maschinenparks und der Produktion, Forschung & Entwicklung mit Fokus auf E-Mobilität und Sound Design, Erneuerung des Logistikkonzepts in Kombination mit neuer Hard & Software sowie qualifizierte neue Mitarbeiter.

"Nach den letzten zwei krisengeschüttelten Jahren der Automobilindustrie sind wir zuversichtlich, die Talsohle durchschritten zu haben und geben wieder Vollgas", sagt Angelika Kresch. "Strategische Innovationen waren und sind der entscheidende Wettbewerbsvorteil. Deshalb investieren wir vor allem in Zukunftstechnologien", ergänzt Ehemann und Co-Geschäftsführer Ingenieur Otto Resch.

Die überhörte Gefahr der Elektro-Mobilität

Die jetzt schon in größerem Umfang zugelassenen Hybridautos verschiedenster Hersteller, die im elektrischen Fahrmodus akustisch praktisch nicht mehr wahrgenommen werden, sowie erst recht der zunehmende Einsatz von reinen Elektrofahrzeugen führen zu einer zunehmenden Gefährdung der Fußgänger, erläutert Otto Kresch.

Die neue, besonders leise Art der Fortbewegung ist natürlich auch ein Erfolg, denn mit umweltfreundlichen Automobilen sollen nicht nur Emissionen, sondern auch die Lärmbelästigung reduziert werden. Doch Geschwindigkeit ohne die typischen Fahrgeräusche, die wie ein Signal wirken, birgt Risiken: Über das Gehör decken Verkehrsteilnehmer 360 Grad ihrer Umgebung ab - die Augen hingegen erfassen nur einen beschränkten Winkel. Menschen, die schlechter sehen oder abgelenkt sind, können ein Auto leicht übersehen. Weltweit setzt man sich daher dafür ein, den sogenannten "Quiet Cars" einen eigenen Sound zu geben, in den USA und in Japan werden bereits entsprechende Vorgaben oder Gesetze vorbereitet.

Bei Remus hat man daher das Projekt "Pedestrian Safety Sound System" gestartet, bei dem der Bereich der Psychoakustik einen besonderen Stellenwert einnimmt. "Gerade hier liegt eine der Kernkompetenzen von Remus, da unsere Abgasanlagen schon bisher nicht nur durch messbare Leistungssteigerung und Design überzeugen mussten, sondern auch durch den angenehmen, sonoren charakteristischen Sound."

Dieser markante Sound wird über eine fahrzeugspezifische spezielle Abstimmung der reflexions- und absorptionstechnisch optimierten Schalldämpfer erreicht. Grundsätzlich ergeben sich daraus unmittelbar starke Parallelen für die Entwicklung von Soundgeneratoren im Zuge der E-Mobilität.

Das "Pedestrian Safety Sound System" ist zum Patent angemeldet, 2011 sollten die ersten Produkte auf den Markt kommen. "Wir sind zuversichtlich, durch geeignete und regulierbare Sounds wesentlich zur Verkehrssicherheit beizutragen und hier zukunftsweisende Schritte zu setzen", so Otto Kresch. Mit dem PSS werden kostengünstige Nachrüstlösungen für bereits im Verkehr befindliche Hybrid- und Elektrofahrzeuge angeboten, in weiterer Folge sollen auch Anlagen für die Erstausstattung der E-Fahrzeuge produziert werden.

Rennsport ist und bleibt Remus-Terrain

Die Welt des Rennsports ist seit der ersten Stunde an auch die Welt von Remus - und bleibt es auch. Dort finden die Entwicklungsingenieure ein breites Feld für Praxistests unter extremsten Bedingungen.

Vom Minibike-Bewerb bis hin zur Superbike-Weltmeisterschaft, vom Gokart-Nachwuchsbewerb über diverse nationale und internationale Formelklassen bis hin zur Rallye-Weltmeisterschaft reicht der Einsatzbereich.