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Zukunftsvorsorge scheint gerettet

Von Karl Leban

Wirtschaft
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Private Altersvorsorge bleibt ein brennendes Thema. Laut einer Umfrage fürchtet sich jeder zweite Österreicher vor Altersarmut, 74 Prozent meinen deshalb, mehr vorsorgen zu müssen, um den Lebensstandard auch im Alter halten zu können.
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Aktienquote soll an Börsenumfeld künftig besser angepasst werden können.


Wien. Für die Reform der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge sind nun die Weichen gestellt. Am Dienstag hat Finanzministerin Maria Fekter den Gesetzesentwurf in Begutachtung geschickt. Die Begutachtungsfrist läuft bis 17. Mai. Ein Regierungsbeschluss im Ministerrat ist für Ende Mai angepeilt. In Kraft treten soll die Reform zur Jahresmitte.

Vater der Zukunftsvorsorge ist Karl-Heinz Grasser, der sie 2003 als damaliger Finanzminister eingeführt hatte. Für die Banken und Versicherer war das neue Finanzprodukt stets ein feines Geschäft - wegen der Abschluss- und der Verwaltungsprovisionen. Nur: Für viele Anleger haben sich die Erwartungen an die Zukunftsvorsorge nicht erfüllt. Hatte es zunächst schöne Gewinne gegeben, brachen diese in der Finanzkrise (ab 2008) weg. Die vorgeschriebene Aktienquote von mindestens 40 Prozent erwies sich als zu hoch.

Wegen der Kapitalgarantie, die nicht umsonst ist, sind viele Anleger seit Jahren "ausgestoppt". Sie können nicht mehr von allenfalls positiven Börsen profitieren und erhalten nach dem Ende der mindestens zehnjährigen Laufzeit lediglich ihr investiertes Kapital zurück. Null Rendite also.

Um das Geschäft mit der Zukunftsvorsorge zu retten, hat die heimische Finanzbranche bereits vor Jahren bei der Politik Alarm geschlagen und auf deutlich niedrigere Aktienquoten gepocht. Zunächst wurde der Aktienanteil auf 30 Prozent gesenkt, aber das war den Verkäufern des Produkts immer noch zu hoch.

Die jetzige Reform sieht jedenfalls ein flexibleres Modell vor. So soll für Anleger, die unter 50 Jahre alt sind, bei künftigen Neuverträgen eine Aktienquote von 15 bis 60 Prozent gelten. Für Personen, die älter als 50 Jahre sind, sollen es 5 bis 50 Prozent sein.

Fokus auf Wiens Börse bleibt

Mit dem zweistufigen Modell sollen Banken und Versicherer die Aktienquote der jeweiligen Situation an den Börsen anpassen können und so mehr Spielraum für eine effizientere Veranlagung haben. Ebenfalls geplant: Die Kapitalgarantie, die Geld und Rendite kostet, soll bleiben. Und: Wie bisher sollen auch künftig nur Aktien von kleinen Börsen wie Wien gekauft werden dürfen (obwohl große Aktienmärkte wie New York oder Frankfurt in den vergangenen Jahren wesentlich besser performt haben).

Rund 1,6 Millionen Zukunftsvorsorge-Verträge gibt es derzeit, davon wurde ein Großteil bei Versicherungen abgeschlossen. In der heimischen Versicherungsbranche scheint man mit den Reformplänen jedenfalls zufrieden zu sein. "Das ist eine deutliche Senkung der Aktienquote - und ein deutlicher Schritt in die richtige Richtung", sagte Generali-Österreich-Chef Peter Thirring am Dienstag (siehe auch untenstehenden Artikel). "Es geht dabei um die Veranlagungsstruktur, und das ist wichtig für die Performance."

Mit der geplanten 15-Prozent-Mindestquote für Unter-50-Jährige könne man leben, so Thirring. Die fünfprozentige Mindestquote für Über-50-Jährige wäre bereits vergleichbar mit der klassischen Lebensversicherung. Damit würde sich die Situation bei der Veranlagung "deutlich entspannen". Keine Änderung erwartet Thirring bei der staatlichen Förderprämie, die im Zuge eines Sparpakets der Regierung halbiert worden war.

Laut einer Umfrage des Kölner Marktforschungsinstituts YouGov fürchtet sich jeder zweite Österreicher vor Altersarmut. 74 Prozent der Befragten meinen zwar, sie müssten noch mehr privat fürs Alter vorsorgen, um auch dann ihren Lebensstandard halten zu können. 53 Prozent räumen aber ein, sie seien dazu finanziell nicht in der Lage. Die Umfrage wurde in elf europäischen Ländern im Auftrag der Allianz durchgeführt.