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Da mögen andere noch so punschselig "Oh Tannenbaum" trällern, im Rechtsstreit zwischen der Fifa, der Uefa und dem FC Sion kann von Weihnachtsfrieden keine Rede sein. Weil der Schweizer Klub gegen eine Transfersperre verstoßen hatte, war ihm die Teilnahme an der Europa League verwehrt worden. Es folgten Klagen und gegenseitige Beschuldigungen, die zuletzt in der Drohung der Fifa gipfelten, die Schweiz zu suspendieren, sollten nicht alle Partien, in denen die fraglichen sechs Spieler eingesetzt worden sind, nachträglich mit Punkteabzügen geahndet werden. Genau das hat die Disziplinarkommission der Schweizer Liga unter Berufung auf ein Urteil eines Kantonsgerichts, das Sion zwischenzeitlich recht gegeben hatte, kürzlich unterlassen.
Nun steht der Schweizer Fußball mit dem Rücken zur Wand. Da hat er gerade erst mit dem Champions-League-Achtelfinaleinzug des FC Basel den größten Erfolg auf Klubebene gefeiert, und nun steht gar im Raum, dass die Basler das Achtelfinale gegen den FC Bayern gar nicht bestreiten dürfen. Der Sündenbock für dieses drohende Horrorszenario ist in der Person des ohnehin nicht rasend beliebten, weil auch in anderen Fällen äußerst streitbaren Sion-Präsidenten Christian Constantin schnell gefunden.
Die Wut ist durchaus verständlich, natürlich sorgt er für Chaos, und natürlich würde es im FC Basel einen Unschuldigen treffen. Doch auf der anderen Seite ist es ein nicht uninteressantes Experiment, das Constantin da durchspielt. Sollte am Ende die Anerkennung von außersportlichen Gerichtsbarkeiten stehen - bisher hatten die Dachorganisationen jeglichen solchen Versuch erfolgreich im Keim erstickt -, wäre das eine mittlere Sensation. Und für die Zukunft des Fußballs entscheidender als die Frage, ob der FC Basel und Sion nun international spielen dürfen oder nicht.