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Zum Abschied gibt es Geld - und böse Blicke

Von Claudia Peintner

Wirtschaft
Kündigungs-Opfer erwartet oft ein Golden Handshake, aber keine Lebenshilfe. "Ein Fehler", so Berater. Foto: corbis

Wie Kündigungen menschlicher ablaufen können. | Mit Outplacement Mitarbeiter für neuen Job fit machen. | Wien.Meist steht der Mitarbeiter danach alleine da. Der Boden unter den Füßen bricht weg, der Groll auf die Firma und den Chef sitzt tief. Kündigungen, die aufgrund schlechter Auftragslage oder Zusammenlegungen oft unvermeidbar sind, müssen nicht immer so enden. Es liegt in der Hand des Arbeitgebers, eine positive Kündigungskultur einzuführen und den Schwarzen Peter vom Unternehmen abzuwenden.


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Feige Chefs

Möglich ist das mit Outplacement. Das meint zumindest Martin Klein, Geschäftsführer von Open Career Consulting. Dabei unterstützt das Ex-Unternehmen den gekündigten Mitarbeiter bei der beruflichen Neuorientierung.

Eine gute Trennungskultur beginnt laut Klein bereits bei der Übermittlung der Kündigungsnachricht. Als "feig" bezeichnet der Outplacement-Berater jene Praktik, bei der der Jobverlust im Vorhinein per E-Mail oder Brief angekündigt wird. Kommt es dann zum persönlichen Gespräch, drücke sich der direkte Vorgesetzte häufig und trete dies an den Stellvertreter ab.

Firma wahrt guten Ruf

Der Idealfall sieht anders aus: "Der Zeitpunkt des Gesprächs sollte unter der Arbeitszeit und niemals zu Wochen- oder Arbeitsschluss angesetzt sein", erläutert Klein. Und die Kündigung sollte ausschließlich im persönlichen Gespräch erfolgen. Den direkten Vorgesetzten rät er: "Den Grund für die Kündigung sollte man realistisch schildern und dann dem Mitarbeiter das Outplacement-Angebot unterbreiten."

Dabei setzt sich der Mitarbeiter mit einem Outplacement-Berater zusammen - zunächst meist einmal wöchentlich - und erarbeitet Fragen wie: Wer bin ich, was kann ich, was will ich, wo braucht man mich, und was ist meine realistische berufliche Zielsetzung?

"Der Begleitprozess beginnt meist beim Trainieren des Bewerbungsprozedere und endet beim Kontaktaufbau zu neuen Arbeitgebern", schildert Unternehmensberater Klein.

In der Regel dauere das Outplacement etwa ein halbes Jahr. Die Kosten für die Firma belaufen sich auf 5000 bis 7000 Euro. Einwänden von Firmenchefs, denen dieser Betrag angesichts des unabwendbaren Stellenabbaus zu hoch ist, hält der Berater entgegen: Der Golden Handshake, der in vielen Fällen ausverhandelt lieber würde, wäre auch kostspielig. Es sei nachhaltiger, einen Teil dieser Mittel ins Outplacement zu verlagern.

Die Gründe: "Firmen wenden so mögliche Rechtsklagen durch gekündigtes Personal ab. Mit dem Angebot des Outplacements demonstriert der Arbeitgeber Wertschätzung und Verantwortung gegenüber dem Mitarbeiter. Und: Die Ex-Firma bleibt in guter Erinnerung", zählt Klein auf.

Neben privaten Outplacement-Beratern bietet auch das Arbeitsmarktservice gemeinsam mit dem Wiener Arbeitnehmerinnen Förderungsfonds (Waff) Betreuungen im beruflichen Trennungsprozess an. Die Firma kann sich in eine Arbeits-Stiftung einkaufen, in der die ehemaligen Mitarbeiter bei der beruflichen Neuorientierung begleitet werden.