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Zum Glück gibt es arte!

Von István Orbán

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Zum Glück gibt es den Fernsehsender arte, und zum Glück bekomme ich es - dank Wiener Telekabel - ins Haus geliefert. Damit bekomme ich nämlich auch eine Art von Garantie dafür frei Haus, dass ich meine mich bisweilen doch anspringende Fernsehlust auf diesem Sender fast immer ohne nachfolgende Reue befriedigen kann.

So saß ich z. B. ums vergangene Wochenende très enchenté vor einigen der Sendungen zum zehnjährigen Jubiläum der Gründung von arte (solch locker distanzierte Selbstschau würde ich mir vom ORF auch manchmal wünschen, kann sie mir aber leider nicht vorstellen). Und am Montagabend saß ich wieder da, um "Das Gespenst der Freiheit" von Luis Buñuel zu sehen. In diesem Film aus dem Jahr 1974 mit fast zusammenhanglosen, trotzdem ineinander verschachtelten Episoden führt Buñuel eine bürgerliche Gesellschaft vor, in der Freiheit bestenfalls als Chimäre umherwandelt. Er wirft Sehgewohnheiten um, führt eingeübte Erwartungen in die Irre. Ich weiß nicht, zum wievielten Mal ich den Film gesehen habe, aber wieder habe ich darin etwas Neues entdeckt oder etwas wiederentdeckt.

Etwas später, in "Treffpunkt Kultur" (ORF 2), sagte Wendelin Schmidt-Dengler (zum Thema "Literatur und Fußball") einen denkwürdigen Satz: Er gehe lieber zum Derby als zum "Hamlet" ins Burgtheater, denn beim "Hamlet" wüsste er schon vorher, was herauskommt, beim Fußball nicht. Irgendwie so ähnlich geht es mir mit arte: Ich schalte den Sender so gern ein, weil ich dort Neues entdecken kann - selbst in einem fast 30 Jahre alten Film.