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Sekt "wieder sehr attraktiv platziert". | Silvester lockt rund 600.000 Besucher nach Wien. | Wien. Das Jahresende naht mit Riesenschritten. Vor allem für die Sektindustrie gilt es nun, nach dem Weihnachtsgeschäft noch einmal so gut wie möglich von der Feierlaune der Österreicher zu profitieren. Doch auch die Glücksbringer-Branche und Hoteliers können auf ein wahres Feuerwerk bei den Umsätzen hoffen.
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Ernst Polsterer-Kattus, Geschäftsführer der Wiener Sektkellerei Kattus, unterstreicht im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" die große Bedeutung, die das Geschäft um den Jahreswechsel für seine Branche hat: "Wir machen etwa ein Drittel unseres Jahresumsatzes rund um Weihnachten und Silvester - wobei wir davon ausgehen, dass der Großteil des Sekts zu Silvester getrunken wird."
Heuer dürfte das Geschäft gut laufen: Laut Polsterer-Kattus hat sein Unternehmen bei den Absatzzahlen bereits fünf Tage vor dem Jahreswechsel das Vorjahrsergebnis erreicht. Die verbleibenden drei Einkaufstage könnten, so der Geschäftsführer, Kattus ein Absatzplus von fünf bis sechs Prozent im Dezember und von zwei bis drei Prozent im ganzen Jahr bescheren.
Sekt bald wieder teurer
Dass sich Sekt zunehmend besser verkauft, führen Vertreter der Branche auf den Wegfall der Schaumweinsteuer im April 2005 zurück. Seit kein preislicher Unterschied mehr zum Prosecco besteht, greifen die Österreicher wieder vermehrt zum Sekt. Die billigen Preise könnten aber bald der Vergangenheit angehören.
Sowohl Kattus als auch Konkurrent Schlumberger planen für das kommende Jahr Preiserhöhungen. Als Grund dafür nennt Schlumberger-Vorstand Gerhard Lacher die wegen Ernteausfällen um rund ein Drittel gestiegenen Kosten für den Wein, der die Basis des Sekts darstellt. Lacher rechnet mit einer Preissteigerung zwischen 10 und 15 Prozent. Polsterer-Kattus geht ebenfalls von etwa 50 Cent zusätzlich pro Fünf-Euro-Flasche aus.
Dieses Silvester bleibt aber noch alles beim Alten. "Sekt ist wieder sehr attraktiv platziert", erklärt Lacher: "Wenn die Stimmung gut ist, sollte alles passen." Auch sonst dürfte bei Schlumberger das Geschäft gut laufen. Der Umsatz der Wein- und Sektkellerei ist im vergangenen Halbjahr per Ende September 2006 um 4,5 Prozent auf 38,9 Mio. Euro gestiegen. Die Exporte - vor allem nach Deutschland - haben im Jahresvergleich um 20 Prozent zugelegt. Angesichts der guten Zahlen fasst Lacher Akquisitionen und Kooperationen ins Auge.
37 Mio. Euro Umsatz
Doch nicht nur die Schaumweinhersteller rechnen mit einem guten Rutsch ins Neue Jahr. Die Wirtschaftskammer Wien (WKW) geht für den Silvesterabend von 42.000 Übernachtungsgästen und etwa 550.000 Tagesbesuchern aus. Die WKW prognostiziert für das Silvestergeschäft einen Gesamtumsatz von 37 Mio. Euro.
Bereits vier Tage bevor der Silvesterpfad die Wiener Innenstadt in ein Menschenmeer verwandeln wird, stehen an strategischen Plätzen in der Stadt Standler und bieten Glücksbringer feil. Johann Kornitzer (58) betreut einen der 356 beim Marktamt gemeldeten Verkaufsstände. Am Wiener Südbahnhof preist er seine Ware, die von Plastik-Rauchfangkehrern bis hin zu nur spärlich in Lack und Leder gekleideten Glücksschwein-Damen reicht, an. Die Leute würden, so Kornitzer, vor allem die "kleinen Sachen", die bis zu drei Euro kosten, kaufen. Laut Konsumentenforschungsinstitut Markant dürften heuer in ganz Österreich Figuren im Wert von 23 Mio. Euro den Besitzer wechseln. Und auch fürs Bleigießen geben die Österreicher immerhin drei Mio. Euro aus.
Süße Traditionen
Von den - im wahrsten Sinne des Wortes - süßen Silvestertraditionen profitieren die heimischen Backwarenhersteller. Bei Manner am Stephansplatz sind laut Renate Özelt die Glücksmünzen "schon komplett aus". Die stellvertretende Filialleiterin verweist stolz auf die begehrten Glücksfisch-Biskotten. Diese gebe es traditionsgemäß in Wien bei "so gut wie jeder" Silvesterfeier. Özelt ist sich nicht sicher, ob - dem Brauchtum gemäß - zuerst der Kopf oder der Schwanz des Fisches abgebissen werden muss, aber ein Anruf in der Manner-Zentrale ergibt: Der Kopf muss zuerst weg. Mit diesem Wissen dürfte einem gelungenen Silvesterabend nichts mehr im Wege stehen. Die Wirtschaft kann auf alle Fälle feiern.