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Es gibt wohl nicht viele Schriftsteller, bei denen man sich das trauen kann. Andererseits gibt es auch wenige Schriftsteller, bei denen es so trefflich passend ist: Am Wochenende twitterten die Büchereien Wien: "Wir haben nun Lesezeichen speziell für Paolo-Coelho-Bücher." Ein Foto dieses "Lesezeichens" zeigte ein Service-Element aus der Luftfahrt: ein "Speibsackerl".
Das ist natürlich schon ziemlich lustig. Also für alle, die finden, dass Paolo Coelhos spirituell verbrämte Bestseller-Belletristik, freundlich gesagt, unlesbar ist. Auch wenn Coelho Fantastilliarden Fans hat - solche Zweifler soll es geben. Die Schnittmenge jener mit den 4000 Followern des "Büchereien-Wien"-Twitterteams dürfte beachtlich sein. Denn seit geraumer Zeit kümmert man sich auf diesem Account um die Alphabeten des Internets. Da werden Buchrezensionen geteilt, Veranstaltungen verkündigt und dazwischen Witze gemacht, für deren Verständnis man das eine oder andere Buch gelesen haben muss. Das ist für Humor im Internet, in dem man sich vor allem über Videos amüsiert, in denen als Hai verkleidete Babykatzen auf Saugrobotern surfen, fast schon Bildungsbürgertum.
Mit dem Coelho-Tweet hat das Twitterteam aber nun IG-Autoren-Geschäftsführer Gerhard Ruiss verärgert. Er verstehe die "neue Strategie um Aufmerksamkeit nicht". Dabei ist genau das der Punkt: Es war ein Witz, er zeigt, dass Büchereien nicht steif und unlustig sein müssen, und erzielte so auch einen Werbeeffekt für die Institution Bücherei. Coelho wird’s überleben. Er hat ja noch Fantastilliarden Fans, die ihn nicht zum Kotzen finden.