Vorarlberger Leuchtenkonzern baut weltweit 600 Stellen und verstärkt die Produktion in Asien.
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Wien. Der rauchende Schlot, das war einmal. Doch das Symbol einer brummenden Wirtschaft ist mittlerweile nicht bloß eine nostalgisch gefärbte Sehnsucht, sondern ein konkretes Ziel der Europäischen Union. Zwar sollten die Schlote in Zukunft möglichst wenig CO2 ausstoßen, doch einer Reindustrialisierung Europas wird jedenfalls das Wort geredet. In den vergangenen 15 Jahren ist der Anteil der Industrie am gemeinsamen europäischen Bruttoinlandsprodukt von 20 auf 15 Prozent gesunken.
In diesem Licht ist auch die Ankündigung des Vorarlberger Leuchtenkonzerns Zumtobel zu sehen, weltweit rund 600 Mitarbeiter abzubauen und vier bis sechs Werke zu schließen. Zumtobel verfügt über insgesamt 18 Fabriken in 10 Ländern und derzeit noch etwas mehr als 7100 Mitarbeiter. Österreich, wo Zumtobel in Dornbirn, Innsbruck und Jennersdorf Standorte unterhält, wird kaum betroffen sein. Zwar wird in den kommenden Wochen das Werk in Fürstenfeld schließen, allerdings aus anderen Gründen: Die dort hergestellte Technologie wird 2017 generell vom Markt verschwinden.
Neuer Chef, neue Strategie
Inwieweit Rahmenbedingungen in Europa zu der nun getroffenen Entscheidung beigetragen haben, wollte der Konzern auf Anfrage nicht kommentieren. Tatsache ist jedoch, dass Teile der Produktion in die drei bereits bestehenden Werke in China (Tianjin, Guangzhou und Shenzhen) verlagert werden. Durch die Umstrukturierungen entstehen dem Unternehmen Kosten bis zu 54,5 Millionen Euro, wie Zumtobel erklärt.
Hinter der neuen Strategie steckt auch ein neuer Chef. Vor einem halben Jahr hat Ulrich Schumacher bei Zumtobel übernommen, zuvor hatte sich der Manager bei Infineon einen Namen als harter Sanierer gemacht. Nun strafft Schumacher auch den Vorarlberger Konzern, der in den Jahren zuvor den selbst gesteckten Erwartungen nicht gerecht geworden ist. Die Umsatzzahlen sind seit dem Jahr 2002 weitgehend stagnierend.
Die neue Strategie soll vor allem bei den Kosten ansetzen. Im Jahr 2000 hatte Zumtobel die britische Firma Thorn übernommen, parallele Strukturen, etwa beim Vertrieb, werden nun zusammengelegt. "Man hat es verabsäumt, die Produktion effizienter zu gestalten", sagt Konzernsprecherin Astrid Kühn-Ulrich. Das wolle Schumacher nun nachholen.
Europa bleibt wichtig
Gegenwärtig beträgt der Anteil der asiatischen Unternehmensteile am Umsatz nur 8,8 Prozent, etwas mehr als ein Viertel wird allein in Österreich, Deutschland und der Schweiz erwirtschaftet. "Wir sind in einem Markt mit Wettbewerbern aus Asien, die über riesige Produktionskapazitäten verfügen. Diesen Preiswettkampf können wir nicht gewinnen", sagt Kühn-Ulrich. Zumindest nicht in Europa, daher werden in China die "Volumenprodukte", wie Kühn-Ulrich sagt, produziert. Europa bleibe aber wichtig für die Produkte mit hoher Komplexität.
Mit dem Umbau will der neue Vorstandschef den ATX-Konzern profitabler aufstellen - die operative Gewinnspanne soll sich innerhalb von drei Jahren auf 8 bis 10 Prozent mehr als verdoppeln. Parallel dazu soll der Umsatz in den nächsten drei Jahren jährlich um 3 bis 5 Prozent steigen - auf 1,38 Milliarden Euro im Geschäftsjahr 2016/17. Zum Vergleich: Für heuer wird ein Umsatz von 1,23 Milliarden erwartet.