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Mahmud Ahmadi-Nejad fühlt sich seit den Anfängen der Revolution 1979 dem Islam und dessen Verbreitung verpflichtet. Er ist ein Kriegsveteran aus dem Iran-Irak-Krieg (1980-1988), wechselte später von den Revolutionswächtern in die Politik und war von 1993 bis 1997 Gouverneur der kleinen iranischen Provinz Ardebil. 2003 zog er infolge der Kommunalwahlen, an der nur 12 Prozent der wahlberechtigten Teheraner teilnahmen, als Oberbürgermeister ins Rathaus ein.
Der promovierte Planungsingenieur machte sehr schnell auf sich aufmerksam, als er seine Abischt kundtat, die Gräber der Kriegsgefallenen auf berühmte Boulevards zu verlagern, damit das Volk sie und den Krieg nicht vergessen würde. Des weiteren veranlasste Ahmadi-Nejad die Trennung der Fahrstühle für Männer und Frauen im Teheraner Rathaus, sowie die Errichtung von getrennten Parkplätzen. Auch sorgte er mit Aussagen wie "Wir haben keine Revolution gemacht, um Demokratie zu installieren" für Aufsehen.
Im Inneren des Gottesstaates warten viele Probleme auf ihn: Schätzungsweise etwa 40 Prozent der rund 70 Millionen Iraner leben unter der Armutsgrenze - und das in einem Land, das enorme Erdgas- und Ölreserven besitzt - der Iran ist der fünftgrößte Erdöl- und zweitgrößte Erdgasproduzent weltweit.
Der 49 Jahre alte, nur 1,54 große Ingenieur, der an der Technischen Universität studierte, kündigte bei seinem Amtsantritt als Oberbürgermeister im Jahr 2003 an, Teheran "in eine wahre islamische Stadt" umzuwandeln. In seiner Amtszeit wurden viele Musik- und Kulturstätten, die während der Zeit seines Vorgängers Gholam Hossein Karbastchi gegründet worden waren, geschlossen. An ihrer Stelle wurden religiöse Zentren errichtet.
Ahmadi-Nejad, der verheiratet ist und drei Kinder im schulpflichtigen Alter hat, lebt in einem einfachen Stadtteil und fährt ein 30 Jahre altes Auto. Die Solidarität mit den Armen und Maßnahmepakete für Hilfsbedürftige brachten ihm den Namen "Robin Hood Teherans" ein.