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Zur richtigen Zeit

Von Roland Jackson

Politik

Die gute Wirtschaftslage in Großbritannien mit der niedrigsten Arbeitslosigkeit seit 30 Jahren hat Tony Blair über die Kritik am Irak-Einsatz hinweggeholfen. Die Wahl kam für den Labour-Politiker zum richtigen Zeitpunkt, meinen Volkswirte, denn die ökonomische Situation dürfte sich schon bald verdüstern.


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Labour - traditionell wegen einer ausgabenorientierten Politik in der Wirtschaft unter Verdacht - hat von den Unternehmensbossen in den vergangenen Jahren viel Beifall bekommen. Im Prinzip hat Blair im Gespann mit seinem Finanzminister Gordon Brown vieles von dem fortgeführt, was die Tories unter Margaret Thatcher an konjunkturstützender Politik eingeleitet haben. Seit 1998 konnte Großbritannien damit ein durchschnittliches Wachstum von 2,75 Prozent aufweisen. Und während sich Deutschland und andere EU-Partner 2004 mit einem Mini-Wachstum begnügen mussten, kam das britische Königreich im Jahr vor der Wahl auf satte 3,1 Prozent.

Geholfen haben Blair dabei niedrige Zinsen und eine Inflationsrate, die nahe am Stabilitätsziel der Bank von England von zwei Prozent lag. Mitte 2003 waren die Kosten für Kredite mit 3,5 Prozent auf den niedrigsten Stand seit fast 50 Jahren gefallen. Dann vollzog die Notenbank die Wende. Seitdem sind die Zinsen wieder auf das aktuelle Niveau von 4,75 Prozent geklettert.

Trendwende

Das hat bei den Konsumausgaben bereits Wirkung gezeigt. "Den Verbrauchern, die seit 1997 über 80 Prozent des britischen Wirtschaftswachstums erzeugt haben, scheint der Schwung auszugehen", sagt der Volkswirt John Butler. Die Zahl der Einzelhändler, die über sinkende Umsätze klagen, hat nach einer Umfrage des britischen Industrieverbandes inzwischen den höchsten Stand seit Mitte 1992 erreicht. Und die Industrieproduktion fiel vor dem Hintergrund der Pleite des britischen Autobauers MG Rover zum ersten Mal seit zwei Jahren. "Der Ausblick ist Besorgnis erregend", sagt Jonathan Loynes vom Finanzinstitut Capital Economics. AFP