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Zur Zukunft des Jusstudiums

Von Anton Geist

Wirtschaft

In knapp zwei Wochen beginnt für die angehenden Juristen wieder der Studienalltag. Schon jetzt sitzen viele der rund 12.000 in Wien inskribierten Jus-Studenten in den Lesesälen des Juridicums und strebern eifrig für die Prüfungen im kommenden Oktober. Ob sich die Mühe bezahlt machen wird, steht in den Sternen - denn der Arbeitsmarkt für Juristen sieht im Moment nicht gerade rosig aus.


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Im "ZG", dem Zwischengeschoß des Wiener Juridicums herrscht dieser Tage fast schon Normalbetrieb. Zwar ist das Gewurl in der Juristen-Mensa rund um Toast, Gulaschsuppe und "Kleinen Braunen im Becher" noch nicht so ausgeprägt wie nach einer der großen Einführungsvorlesungen - doch ist das Nahen des offiziellen Semesterbeginns unverkennbar.

Wer in Wien Rechtswissenschaften studiert, entscheidet sich für eine Ausbildung an der größten deutschsprachigen juristischen Fakultät. Etwa 1.400 Studienanfänger drängen sich jeden Oktober in das eigens für Jusstudierende errichtete Glashaus in der Wiener Schottenbastei. Hält man sich vor Augen, dass - laut Auskunft des Dekanats - insgesamt rund 12.000 Studierende Rechtswissenschaften in Wien belegen, kann man diesen Studienzweig getrost als Massenstudium bezeichnen. Gerade Studienanfänger haben oft Probleme, sich an den daraus resultierenden Mangel an individueller Betreuung durch Lehrende zu gewöhnen.

Studiendekan Univ.-Prof. Peter Pieler ist trotzdem überzeugt, dass "das Studium in Wien alle Voraussetzungen für ein Bestehen in der Praxis erbringt, wenn man es mit Fleiß und Liebe betreibt".

Die Zahlen die das Arbeitsmarkservice bereithält, klingen da weit weniger optimistisch: Laut jüngsten AMS-Daten waren im August dieses Jahres 787 Juristen österreichweit arbeitslos gemeldet. Im August des Vorjahres waren es noch 583 gewesen, was sohin einer Steigerung von fast 35 Prozent entspricht. Wobei die Dunkelziffer weit höher sein dürfte, weil sich nicht alle Jus-Absolventen sofort nach Studien-Abschluss arbeitslos melden. Offene Stellenangebote finden sich auf der Homepage des Arbeitsmarktservice derzeit neun: "Wie Sie selbst erkennen, sieht die Situation derzeit nicht gerade rosig aus", formuliert es Ewald Rosenthal von der Berufsinformationsabteilung des AMS.

Spezialisierung durch Wahlfächer

Was die Lehrinhalte betrifft, präsentiert sich das Jus-Studium in Wien seit der Einführung des neuen Studienplanes im Herbst 1999 als durchaus zukunftsorientiert. Während des - nunmehr in drei Abschnitte gegliederten - Studiums muss ein EDV- sowie ein Fremdsprachennachweis erbracht werden, was die Studenten zwingt, sich schon während des Studiums mit Rechtsdatenbanken sowie juristischer Terminologie in einer Fremdsprache zu beschäftigen.

Weiters wurde durch die Schaffung von so genannten Wahlfachkörben die Möglichkeit einer Spezialisierung geschaffen: Besucht man bestimmte Lehrveranstaltungen aus einem der 20 eingerichteten Wahlfachkörbe, erhält man nach Abschluss des Studiums ein Zusatzdiplom, das die erworbenen besonderen Kenntnisse dokumentiert: Am Titel - "Magister bzw. Magistra iuris" - ändert diese Wahlfachkorbausbildung nichts, man kann jedoch bei Bewerbungen auf überdurchschnittliche Fähigkeiten in Bereichen wie "Medizinrecht" oder "Recht der internationalen Beziehungen" verweisen. Des größten Ansturmes von Seiten der Studierenden erfreut sich jedoch der Wahlfachkorb "Mediation und andere Formen alternativer Konfliktbeilegung". Dies nicht zuletzt deshalb, weil Teile dieser universitären Zusatzausbildung direkt auf die sonst sehr kostspieligen offiziellen MediatorInnenausbildungen anrechenbar sind.

Konkurrenz durch Wirtschaftswissenschaftler

Die Konkurrenz unter den Universitäten nimmt zu: Beispielsweise versucht die Wirtschaftsuniversität Wien attraktive Ausbildungsangebote für Wirtschaftsjuristen zu etablieren. Es ist daher nicht zu erwarten, dass die nächste Studienplanänderung am Juridicum noch allzu lange auf sich warten lassen wird. Eines steht jedoch nach wie vor fest: Will man einen klassischen juristischen Beruf wie Rechtsanwalt, Richter oder Notar ausüben und auf eine renommierte Ausbildungsstätte setzen, so kommt man am Wiener Juridicum nicht vorbei. Mitarbeit: mgb

Mehr Info im Internet:

Homepage der rechtswissenschaftlichen Fakultät der Universität Wien:

http://www.juridicum.at

Homepage der Studierendenvertretung am Juridicum: http://www.fvjus.at