Obama wird in den Krieg im Irak hineingezogen. Fehler der Vergangenheit sollen diesmal vermieden werden.
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Für US-Präsident Barack Obama ist es im Irak die Zeit der Zerreißproben. Er führt die USA zurück auf ein gnadenloses Schlachtfeld, mit einem Kriegsplan, der reich an guten Absichten ist, nicht aber an Klarheit über den endgültigen Zweck. Ein US-Präsident, der für mehrere Jahre allergisch gegen jede Verstrickung in die Kriege im Irak und in Syrien gewesen zu sein schien, wird nun doch hineingezogen durch Umstände, die sogar aus Sicht der Skeptiker das Handeln der USA erfordern. Obama blieb trotz 200.000 Toten in Syrien auf Distanz. Nach der Enthauptung von zwei US-Bürgern kann er das offenbar nicht mehr.
"Wir müssen es tun", sagt Zbigniew Brzezinski, früherer nationaler Sicherheitsberater und im Moment Führer einer Gruppe von Strategen, die Montag mit Obama zusammentraf. Aber er warnt: "Da der Konflikt sich wahrscheinlich auf andere Länder ausweiten und länger, als wir annehmen, dauern wird, dürfen wir die Fehler, die wir nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001 gemacht haben, nicht wiederholen". Diesmal, so Brzezinski, müssen die USA sich auf ihre muslimischen Verbündeten stützen, Saudi-Arabien zum Beispiel, die Türkei und Jordanien, statt es zu einem Kampf der USA werden zu lassen.
Nach und nach und widerstrebend ist Obama zu dem Schluss gekommen, dass gegen den Islamischen Staat (IS), der sich im Irak und in Syrien festgesetzt hat, militärisches Handeln der USA nötig ist. Aber es gibt einige in der Nebelzone der Politik versteckte Hindernisse und potenzielle Gefahren. Unter anderem:
- Wie lautet die Exitstrategie? Während Obama damit beginnt, den IS zu "reduzieren und letztlich zu zerstören", erklären seine Berater, dass die Kampagne drei Jahre dauern könnte. Wie werden die USA und ihre Verbündeten wissen, wann sie "gewonnen" haben? Oder wird es eher wie beim Kalten Krieg sein, eine jahrzehntelange ideologische Schlacht, unterbrochen von Perioden intensiver lokaler Kämpfe? Wären die US-Bürger zu einem derart langen Kampf bereit?
- Die USA könnten mit dem begrenzten Ziel beginnen, Verbündeten zu helfen, den IS zu bekämpfen. Was aber, wenn die Kampagne schlecht läuft oder sich nach Pakistan und Saudi-Arabien ausbreitet oder ein Vergeltungsschlag die USA zu Hause trifft? Würden die USA nicht unweigerlich zulegen müssen, wenn es danach aussieht, dass sie verlieren?
- Und was ist mit dem Dschihadistenschlupfwinkel Syrien? Die USA haben in Vietnam und Afghanistan erfahren, dass es nahezu unmöglich ist, einen Aufstand zu stoppen, der eine starke logistische Basis jenseits einer geschützten Grenze hat. Wenn die USA Ziele in Syrien angreifen wollen, wie können sie verhindern, zur Luftwaffe des syrischen Präsidenten Bashar al-Assad zu werden?
- Und schließlich die schwierigste Frage: Tappen die USA in eine Falle des IS, indem sie durch ihre Angriffe die Dschihadisten der ganzen Welt vereinigen? Bei allem, was die Dschihadisten in ihrer Propaganda verkünden, spürt man, dass sie von dieser entscheidenden Kraftprobe geträumt haben. Daher müssen die USA sichergehen, dass sie bei jedem Schritt, den sie machen, von muslimischen Freunden und Verbündeten umgeben sind.
Übersetzung: Redaktion