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Zurück in die Schule!

Von Reinhard Göweil

Leitartikel
Chefredakteur Reinhard Göweil.

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Das Erreichen des gesetzlichen Pensionsalters spielte bei Landeslehrern in den Jahren 2008 bis 2013 so gut wie keine Rolle, heißt es etwas süffisant in einem Rechnungshof-Bericht. Die meisten nahmen die "Hacklerregelung" in Anspruch und gingen in Pension. Umgekehrt heißt das, dass es in Österreich tausende Pädagogen gibt, die ohne Abschläge die Beamtenpension genießen - und dadurch eigentlich jetzt kostengünstig als Begleitlehrer zur Verfügung stünden. Denn in Kürze werden tausende Kinder, die nach Österreich geflüchtet sind, eingeschult.

Wien hat sich einigermaßen darauf vorbereitet, von anderen Bundesländern ist wenig zu hören.

Europa, und damit auch Österreich, benötigt zur Bewältigung des Flüchtlingsthemas einen Akt großer Solidarität. Tausende Freiwillige leben diese Solidarität, doch angesichts der Zahl wäre eine organisierte Solidarität kein Schaden. Die Menschen nicht ins Land hereinzulassen oder wieder hinauszuschmeißen, wie es die FPÖ fordert, hilft gar nichts. Im Gegenteil, der dazu notwendige Aufwand würde die Kosten der Hilfe übersteigen - und bloß Gewalt produzieren.

Außerdem braucht Österreich Zuwanderung, um die Zukunft bestehen zu können. Das ist halt ein Faktum, auch wenn es einigen nicht gefällt.

Einen Teil dieser pensionierten Lehrer in die Schulen zurückzuholen, um die aktiven Kollegen zu entlasten und den Kindern die allseits geforderten Deutschkenntnisse beizubringen, wäre daher äußerst hilfreich.

Der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck nannte das helfende Deutschland ein "leuchtendes Land". Auch Österreich, das im Gegensatz zu osteuropäischen Nachbarn seine Grenze offen lässt, ist ein leuchtendes Beispiel in Europa. Mit einer Rückholaktion für frühpensionierte Lehrer könnte Österreich noch stärker leuchten.

An Ressourcen mangelt es nicht, und dies ist auch nicht die Zeit, dienstrechtliche Feinheiten zu besprechen. Jetzt sind Taten gefragt. Zurückgeholte Lehrer könnten den Kindern und Jugendlichen die deutsche Sprache beibringen, auch etwas von der europäischen Art der Demokratie - politische Bildung. Je besser diese Kinder in der Lage sind, sich auszudrücken und Fertigkeiten zu erlernen, desto besser auch für die Republik. Sich vor den Flüchtlingen zu fürchten, mag verständlich sein, hilft aber nichts. Sie sind da, und diese Kinder haben - wie alle Kinder - ein Recht auf schulische Bildung.