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Von Bernhard Baumgartner

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Wer darf im ORF über das Programm des Marktführers in den kommenden fünf Jahren entscheiden? Diese Frage wird Mitte September geklärt, wenn der Stiftungsrat die Fernsehdirektion wählt. Sah es einige Zeit danach aus, als ob man eine Führungskraft des deutschen öffentlich-rechtlichen Fernsehens abwirbt, verdichten sich nun die Hinweise, dass es zu einer halben Hauslösung kommt: Kathrin Zechner, von 1994 bis 2002 Fernsehintendantin des ORF (und seit damals Intendantin der Vereinigten Bühnen Wien), könnte ein Comeback hinlegen und die neue, aus Programm und Information fusionierte Fernsehdirektion übernehmen. Die Jobs sind nicht vergleichbar, schließlich würde sie in der neuen Position dem ORF auch journalistisch vorstehen.

Was bedeutet das für den ORF? Nun, Zechner ist ein Vollprofi im Fernsehen. Teile des heutigen Programms tragen noch immer ihre Handschrift - so startete sie die "Barbara-Karlich-Show", heute wie damals eine populäre, wenngleich wenig staatstragende Säule des Nachmittags. Auch setzte sie zur richtigen Zeit mit "Taxi Orange" auf öffentlich-rechtlich kompatibles Reality-TV. Eine Ikone des Qualitätsfernsehens ist sie nicht, eher ein Aushängeschild des gehobenen Boulevards - was sich auch bei den Vereinigten Bühnen Wien zeigt.

Zudem ist die Personalie politisch heikel. Konnte man eine internationale Besetzung der ÖVP notfalls noch als kompatibel verkaufen, dürfte das bei Zechner schwierig werden. Sollte Zechner tatsächlich antreten, wird sie wohl ohne Stimmen der ÖVP gewählt werden. Doch die braucht sie auch nicht.