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Zurückhaltendes Echo auf Bitte der USA um Militär-Unterstützung

Von Hans Greimel

Politik

Tokio - Viele Regierungen scheuen bisher noch davor zurück, dem Ruf der USA nach militärischer Unterstützung für einen möglichen Irak-Krieg zu folgen. 50 Staaten hat die Regierung von George W. Bush auf diplomatischem Wege gebeten, Truppen oder Material für den Fall einer militärischen Intervention bereit zu stellen. Die ersten Reaktionen fielen aber zurückhaltend aus.


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Die deutsche Regierung in Berlin hat auch nach der Bundestagswahl ihre ablehnende Haltung mehrfach bekräftigt. Gleichwohl richtete sich die Anfrage der USA dem Vernehmen nach auch an Deutschland. Selbst der enge Verbündete Großbritannien reagierte zunächst reserviert auf die neue Demarche aus Washington. Die USA hätten um Zusagen für die Bereitstellung von Truppen gebeten, bestätigte der Londoner Verteidigungsminister Geoff Hoon am Mittwoch. Seine Regierung aber habe noch keine Entscheidung getroffen. Offenbar will Premierminister Tony Blair erst die in der nächsten Woche anstehende Debatte im Unterhaus abwarten.

Am weitesten fortgeschritten sind die Bemühungen der USA um eine internationale militärische Koalition in der Golfregion. Katar, Bahrain und Kuwait haben ihre Bereitschaft signalisiert, als Ausgangspunkt für eine Militärintervention zur Verfügung zu stehen. Anders als beim Golfkrieg von 1991 will aber Saudiarabien diesmal keine Angriffe von seinem Territorum dulden.

Eine prompte Antwort kam am Mittwoch aus dem kleinen Dänemark. Der außenpolitische Ausschuss des Parlaments stimmte der Anfrage aus Washington zu, wie Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen mitteilte.

Mit Blick auf die jetzt eingeleiteten UNO-Inspektionen im Irak wollen die meisten Verbündeten der USA erst einmal abwarten. Die australische Regierung erklärte, es gebe zwar Gespräche mit Washington über "Planungen im Notfall". Ministerpräsident John Howard sagte am Mittwoch: "Es ist gegenwärtig noch zu früh, über Entscheidungen zu sprechen, was die Bereitstellung von Truppen gegen den Irak betrifft."

In Japan will Regierungssprecherin Misako Kaji noch nicht einmal bestätigen, dass eine Anfrage der USA vorliegt. Aber Anfang der Woche verlängerte Japan den Einsatz von zwei Kriegsschiffen im Indischen Ozean, die den Einsatz von US-Truppen in Afghanistan unterstützen. Die japanische Verfassung schließt Kampfhandlungen beim Einsatz der Streitkräfte im Ausland aus.

Südkorea bestätigte, dass ein Ersuchen aus Washington vorliegt. Dabei geht es aber nach Angaben aus Seoul nicht um Truppen. "Wir haben über unsere Haltung noch nicht entschieden", sagte ein Sprecher des Außenministeriums.

Während Bush beim NATO-Gipfel in Prag für eine breite Unterstützung wirbt, wird in Washington eingeräumt, dass es gegenwärtig noch "viele Gespräche" mit den Verbündeten gebe. Dabei gehe es um Art und Ausmaß der jeweiligen Beiträge, erklärte Victoria Clarke, Sprecherin von Verteidigungsminister Donald Rumsfeld.