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"Hillarys letzte Chance", war in den letzten Tagen fast überall auf der Welt zu lesen. Sensiblen Menschen fiel dabei auf, dass in den meisten dieser Schlagzeilen unterschwellig das Hoffen auf ein Versagen der First Lady mitschwang. Zu groß war bereits die Euphorie rund um Barack Obama und zu groß vielleicht auch die Hoffnung bei den Demokraten, endlich einen Präsidentschaftskandidaten präsentieren zu können - so wie die Republikaner.
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Dass es dann doch anders kam, hat Clinton wohl ihren treuen Latinowählern zu verdanken. So wie überhaupt Rasse und Religion entscheidende Größen im Spiel um die Präsidentschaftkandidatur waren.
Barack Obama hat es noch in jedem Bundesstaat geschafft, die große Mehrheit der schwarzen Stimmen zu erhalten (teilweise sogar mehr als 90 Prozent). Diese Solidarität hat ihm in den meisten Staaten einen klaren Sieg beschert.
Ebenso konnte Clinton auf ihre Stärke bei den Latinos bauen. Ohne deren Stimmen hätte sie schon den wichtigsten Staat, Kalifornien, nicht gewinnen können. Die essentielle Frage in Texas war daher, ob und wie sehr Obama bei den Latinos aufholen kann. Clinton behielt hier schließlich die Oberhand.
Und wenn es auch kaum jemand offen aussprechen will: Die von Barack Obama in Umlauf gebrachten Fotos in islamischer Tracht haben wohl ebenfalls ihre Wirkung nicht verfehlt. Da interessierte es wenig, dass Obama bereits seit 20 Jahren ein treuer Anhänger der Trinity United Church of Christ in Chicago ist oder dass der dortige Pastor, Jeremiah Wright Jr., als einer der politischen Ziehväter Obamas gilt.
Viele Demokraten fürchteten, dass sich die Kandidaten mit diesem Hick-Hack für die Präsidentschaftswahl gegen John McCain schwächen könnten. Doch statt dessen stellte Clinton nun eine Kooperation mit Obama in den Raum. Ein schlauer Schachzug, denn mit vereinten Kräften könnten die beiden aus ihren Minderheiten eine Mehrheit machen.