Zum Hauptinhalt springen

Zusammenarbeit will gelernt sein

Von Regine Bohrn

Wirtschaft
Teamentwicklung soll aus einer Gruppe von Menschen ein Team formen. Foto: Fotolia

Teambuilding muss an die Situation angepasst werden. | Aktivitäten in der Natur sind beliebt. | Ortswechsel für Zusammenhalt der Gruppe wichtig. | Wien. Firmenakquisitionen oder Abteilungszusammenlegungen sind für die Chefs nicht einfach: Innerhalb der Belegschaft entsteht eine eigene Dynamik und es kann dabei zu Missverständnissen und Konflikten kommen. "Im schlimmsten Fall" kann das Team sogar arbeitsunfähig werden, erklärt der Wiener Unternehmensberater und Mediator Stephan Proksch.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 14 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Um das zu vermeiden, setzen Unternehmen in Fällen wie diesen oder anderen auf Teamentwicklung - auch Teambuilding genannt. Diese Methode hat den Zweck, aus einer Gruppe von Menschen ein Team zu formen, so Proksch.

"Wir hatten das etwa beim Kauf von Loctite oder Schwarzkopf", erklärt Peter Truzla, Leiter des Personalmanagements von Henkel CEE. Bei der Akquirierung des Klebstoffherstellers trafen die "alte Henkel-Kultur" und die "neue Loctite-Kultur" aufeinander, so Truzla. Teambuilding kann auch zum Einsatz kommen, wenn es einen Vorgesetztenwechsel gibt, oder ein Mitarbeiter zum Chef gemacht wird.

Maßnahmen werden auf Situation zugeschnitten

Aufgrund der verschiedenen Ursachen werde Teambuilding immer für die jeweilige Situation zugeschnitten, erklärt Truzla. Auch beim Energieversorger OMV wird Teamentwicklung als eine "maßgeschneiderte Maßnahme" verstanden, die nach den Bedürfnissen und Zielen des Teams entwickelt und umgesetzt wird.

Henkel-Personalleiter Truzla erläutert im Gespräch mit der "Wiener Zeitung": "Wir gehen normalerweise mit allen Aktivitäten weg vom Standort." Konkret heißt das, dass ein Seminarort gesucht wird, der sich rund 100 Kilometer außerhalb von Wien befindet. Gemeinsames Übernachten und gemeinsames Abendprogramm gehört laut Truzla bei den Teamentwicklungs-Seminaren dazu. Bei Henkel dauert ein entsprechendes Seminar rund drei Tage. Mediator Proksch nennt als Richtwert hingegen eine Dauer von zwei Tagen.

Welche Methoden bei einem Seminar zum Einsatz kommt, hängt vom Einzelfall ab. Beliebt sind laut Proksch Outdoor-Aktivitäten. Bei der OMV kommen dabei etwa die Übungen "Acid River", wo abteilungsübergreifendes Denken gefragt ist und Schnittstellen optimiert werden sollen, und "Enterprise" zum Einsatz. Hier geht es darum, dass die Teilnehmer mit verbundenen Augen als Gruppe einen bestimmten Punkt erreichen. Bei der OMV wird aber auch systemische Interventionen oder Aufstellungsarbeit eingesetzt. Innerhalb des Rahmens der eingesetzten Methoden gibt es laut Proksch verschiedene Inhalte und Themen, die diskutiert werden. Ziel sei es, herauszufinden, wer welche Rolle übernehmen kann und welche Normen und Werte für das Team wichtig sind. Er betont, dass es wichtig sei, dass die Gruppe an teambezogenen Themen arbeitet. "Es geht dabei um Reflexion und Diskussion und nicht um fachliche Inhalte."

Gruppengröße spielt keine Rolle

Die Größe der Teams spielt laut Proksch beim Teambuilding-Prozess keine Rolle. Wenn die Gruppen größer sind, arbeite man zuerst mit den Führungskräften und dann mit den Mitarbeitern. Proksch betont, dass Teambuilding nicht eingesetzt werden kann, wenn bereits Probleme in der Gruppe vorhanden sind. "Wenn massive Konflikte vorhanden sind, ist es klüger eine Mediation oder Konfliktmanagement durchzuführen." Der Fachmann räumt aber ein, dass schwelende Konflikte, die am Anfang des Teambuilding-Prozess entstehen oder bereits vorhanden sind, sehr wohl im Entstehungsprozess der neuen Gruppe lösbar seien.