TU-Rektorin Sabine Seidler erhofft sich vom neuen Campus am Arsenal vor allem eine engere Zusammenarbeit der einzelnen Forschungszweige.
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Wien. Die Technische Universität Wien baut ihr Science Center am Arsenal. Drei große Gebäude werden saniert, der Vertrag für die Absiedlung des Standorts Eurogate wurde von Rektorin Sabine Seidler bereits unterzeichnet.
"Wiener Zeitung": Was erwarten Sie sich vom neuen Standort?
Sabine Seidler: Ich erwarte mir, dass sich Maschinenbau und Bauingenieurwesen an diesem Standort weiterentwickeln, ihre Stärken ausbauen können und damit auch die Reputation des Hauses weiterbringen werden.
Was macht das Arsenal besonders?
Gerade in den ingenieurswissenschaftlichen Fächern werden große Infrastrukturen benötigt. Diese sind am Eurogate zwar gegeben, aber es liegt eine Zersplitterung der Fächer vor. Allein der Maschinenbau war bis im letzten Jahr auf knapp 20 Standorten in ganz Wien verteilt. Bringt man alle Fächer an einen Ort, hat man einerseits mehr Möglichkeiten, Synergien zu schöpfen und fördert gedanklichen Austausch. Andererseits muss man keine Stadtrundreise mehr machen, um einen Kollegen zu besuchen.
Also bietet das Arsenal mehr Platz für Forschung?
Nicht nur die Räumlichkeiten, sondern auch das Gelände bietet viel Platz für Feldversuche. Wir haben bereits am Eurogate Versuchsstände, die direkt im Gelände stehen. Das ist gerade für Bauingenieure wichtig. Neue Brückenkonstruktionen und Bauweisen beispielsweise bedürfen nicht nur der Austestung im Labor, sondern auch anwendungsnaher Bedingungen. Feldversuche sind dafür essenziell und das Areal bietet in diese Hinsicht enormes Entwicklungspotenzial.
Wie zukunftsfit sehen Sie die TU?
Ich glaube, dass sich die TU in den letzten Jahren richtig gemausert hat. Wir sind in vielen Bereichen sehr fit. Natürlich haben wir wie jede andere Einrichtung dieser Art unsere Probleme, aber im Moment haben wir eine derart positive Stimmung im Haus, dass ich mir keine Sorgen um die Zukunft machen muss.
Ist das Arsenal das einzige Großprojekt, das die TU momentan in Angriff nimmt?
Das Arsenal ist nur ein Teil eines Riesenprojekts, das wir zurzeit führen. Wir sind im Moment dabei, unsere innerstädtischen Standorte zu konsolidieren und auf vier Hauptstandorte zu konzentrieren. Das ist ein großes Gesamtprojekt und bis zum Jahr 2018 wird jeder an der TU mal seinen Block in die Hand nehmen und das Büro verlassen müssen, weil ausgemalt wird, neue Technik installiert wird, et cetera.
Hängt das Projekt mit dem 200-jährigen Jubiläum der TU zusammen, das heuer begangen wird?
Eigentlich war unser Ziel, dieses Projekt heuer bereits umgesetzt zu haben, daher kommt auch das Branding "Univercity 2015". Tatsächlich hat es sich aus diversen Gründen leider verzögert. Da wir jedoch im Sommer letzten Jahres bereits beginnen konnten, die Maschinenbauinstitute aus allen Bereichen des Hauses in den Getreidemarkt zu übersiedeln, sind die nötigen Lücken entstanden, um das ganze Projekt in Gang zu setzen.
Was ändert sich noch für die TU?
Wie bei allen historisch gewachsenen Institutionen wurden neue Bereiche immer dort hineingestopft, wo gerade eine Lücke war. Die alten Standorte sind auch so verteilt, dass öffentliche Verkehrsmittel de facto nichts nützen und vieles nur zu Fuß zu erreichen ist. Das neue Standortkonzept soll nun wieder alles zusammenbringen und auch das Arbeiten miteinander erleichtern - sowohl für das Lehrpersonal als auch die Studierenden.
Sabine Seidler
Geboren 1961 in Sangerhausen, Sachsen, promovierte sie 1989 an der Technischen Hochschule Leuna-Merseburg. Seit Oktober 2011 ist die Werkstoffwissenschafterin Rektorin der TU Wien.