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Zusammenbruch nach Aussage im U-Ausschuss

Von Wolfgang Zaunbauer

Politik

Grassers Kabinettschef Traumüller musste psychologisch behandelt werden.


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Wien. Kritiker könnten meinen, das Tribunal fordert seinen Tribut. Stunden, nachdem Heinrich Traumüller vergangenen Donnerstag seinen früheren Chef Karl-Heinz Grasser im Untersuchungsausschuss in Sachen Buwog-Privatisierung schwer belastet hatte, griff die Polizei den Mann am Wiener Heldenplatz auf. Seine Familie hatte ihn als abgängig gemeldet. Laut Polizei war der Mann schwer verstört und bedurfte stationärer psychologischer Behandlung. Dem ehemaligen Kabinettschef von Ex-Finanzminister Grasser war im Korruptions-U-Ausschuss offensichtlich alles zu viel geworden.

Überraschend kam das nicht. Schon während der Befragung twitterte Stefan Petzner (BZÖ) aus dem Ausschuss: "Auskunftsperson Traumüller bricht da grad irgendwie psychisch ein." Für den Ausschuss bedeutete dieser Einbruch Traumüllers allerdings womöglich den "Durchbruch" (Petzner) in der Causa Buwog. Traumüller bestätigte etwa, dass Grasser eine zweite Bieterrunde angeordnet hatte, nachdem in der ersten die CA Immo vor einem Konsortium aus Raiffeisenlandesbank Oberösterreich und Immofinanz lag. Grasser bestreitet, direkt in das Bieterverfahren eingegriffen zu haben.

Auch erklärte Traumüller, dass er Grasser mitgeteilt habe, die CA Immo könne maximal 960 Millionen Euro bieten. Diese Information ging schließlich über den Grasser-Freund Walter Meischberger an den Lobbyisten Peter Hochegger und weiter an das Konsortium, das die CA Immo um eine Million Euro überbot. Aufgrund des engen Verhältnisses zwischen Grasser und Meischberger liegt die Vermutung nahe, dass Letzterer die Info über die 960 Millionen direkt von Grasser bekam. Ausschussmitglieder gehen davon aus, dass es aufgrund der Aussage Traumüllers zu einer Anklage gegen Grasser wegen Geheimnisverrats kommt. Sowohl Petzner als auch der grüne Abgeordnete Peter Pilz zeigten sich betroffen von Traumüllers Kollaps und zollten ihm Respekt für seine Aussage. Mit den Aussagen Traumüllers und des Ex-Immofinanz-Chefs Karl Petrikovics sei die Buwog-Affäre aufgeklärt, so Pilz.

Plech lässt sich entschuldigen

Aufgeklärt vielleicht, abgehakt sicher nicht. Grasser und Meischberger sind für 8. Mai erneut in den Ausschuss geladen. Am Mittwoch hätte Peter Hochegger in der Affäre Rede und Antwort stehen sollen, er ist aber erkrankt. Der Immobilienmakler und Buwog-Aufsichtsratschef Ernst Karl Plech hingegen, der sich wegen einer Großbetriebsprüfung entschuldigen lassen wollte, dürfte nun doch erscheinen. Plech saß in der Vergabekommission, die zuerst über die Abwicklung und schließlich über den Verkauf der 60.000 Buwog-Wohnungen entschied. Gegen ihn wird ermittelt, weil ein Teil jener Provisionszahlungen, die von der Immofinanz an Hochegger und Meischberger flossen, auf einem Plech-Konto in Liechtenstein entdeckt wurden.