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Zusammener am Bau

Von Andreas Rauschal

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Sie haben den Baustellenschuttliteraten und Betonlyriker Blixa Bargeld dazu gebracht, aus ihren Werbekatalogen zu lesen. Sie haben Slogans getextet, die jeden Motivationstrainer, Mentalcoach und Psychotherapeuten vor Neid augenblicklich erblassen lassen. Vor allem aber haben sie an den Häuslbauer in uns appelliert, niemals aufzugeben. "Du kannst es Dir vorstellen, also kannst Du es auch bauen", "Jedes Projekt macht Dich besser" - die Geschichte der Hornbach-Werbung ist eine Erfolgsgeschichte der Selbstermächtigung.

Seit Erfindung des Mannes in der Steinzeit und seiner Metamorphose zum Lattenbretter hobelnden Selfmademan von Gottes Werkstoffangebot Gnaden ist das errichtende Gewerbe aber weniger mit dem neoliberalen Leistungsgedanken verknüpft, als man es solchermaßen vermuten würde. Wie zumindest die Baumarktwerbung belegt, wäre das hehre Ziel der Freiheit, Gleichheit und vor allem der Brüderlichkeit letztlich gescheitert, hätte der Mensch seine Neigung zum Werkzeug unterdrückt. Wer baut, bringt Opfer. Er handelt nicht für sich selbst, sondern zum Wohle der Gemeinschaft. Skeptiker mögen dazu bitte den Kurzfilm "Das grenzenlose Haus" auf Youtube betrachten, der ebenso wie das aktuelle Meisterwerk im Subgenre der Baumarktwerbung ("Jede Veränderung braucht einen Anfang") die Eintracht der Gemeinde beschwört. Gemeinsam sind wir irgendwie zusammener! Dieser unbedingte Positivismus ist das Vorrecht der Verkäufer. Mehr über das Eigenheim als Brutstätte des sogenannten Familiendramas und Ort, durch den sich der emsige Cobrabeamte aus der Stadt den gemeinen Menschen vom Lande erklärt, dann demnächst in "Thema".