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Zuwanderern muss man die Hand reichen

Von Alexandra Grass

Politik

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Das Verständnis für unterschiedliche Kulturen ist dem neuen Integrationssprecher und jüngsten Abgeordneten in der SPÖ-Riege, Kai Jan Krainer (34), nicht fremd. Er selbst stammt aus einem zweisprachigen Elternhaus - aufgewachsen in den USA und in Österreich. Bis zum zehnten Lebensjahr konnte er englisch besser sprechen - deutsch weder lesen noch schreiben. Zwei Jahre verbrachte der aus einer Akademikerfamilie Stammende in Wien als außerordentlicher Schüler.

Schon seit den 80er Jahren beschäftigt sich Krainer, der am 9. September 1968 geborene wurde, mit dem Thema Integration. Seiner Ansicht nach wurde auf Bundesebene in diesem Bereich bisher zu wenig getan. Auf Gemeinde- und Länderebene sei man einen fortschrittlicheren Weg gegangen. Äußerst unzufrieden ist er mit dem von der schwarz-blauen Regierung I umgesetzten Integrationsvertrag: "Zuwanderern reicht man die Hand und hält ihnen nicht Drohungen vor die Augen."

Mit der vergangenen Nationalratswahl erhielt er erstmals ein Mandat im Hohen Haus. Er hatte für den Wahlkreis Innen-Süd kandidiert. In das Parlamentsgeschehen hat sich Krainer schon recht gut eingelebt, wie er meint.

Ursprünglich lagen seine zwei Hauptinteressen in den Bereichen Medizin und Informatik. Zwar hat er sich dann für das Studium Wirtschaftsinformatik entschieden - hat aber "mehr inskribiert als studiert" und demzufolge seine Universitätslaufbahn ohne Abschluss bald wieder beendet. Schon sehr früh hat Krainer Jobs angenommen, etwa als Sprechstundenhilfe bei einer Ärztin. Nach und nach hat allerdings das große Hobby - die Politik - in seinem Leben immer mehr Gewicht bekommen.

Er war 1981, in der Zeit der Friedensbewegung und des Vorzugsstimmenwahlkampfs für Josef Cap, zur Sozialistischen Jugend (SJ) gekommen. Von 1986 bis 1988 war er Landeskoordinator der Aktion kritischer Schüler, von 1988 bis 1993 Landessekretär der SJ Wien, von 1996 bis 2001 Vorsitzender der Bezirksentwicklungskommission und Radverkehrsbeauftragter, im Anschluss Vorsitzender des Finanzausschusses der Bezirksvertretung Landstraße. In seinen Sprechstunden als Bezirkssekretär wurde er oft mit Problemen im Asyl- und Zuwanderungsbereich konfrontiert. Als Integrationssprecher im Parlament hält er sich aber nur als "schlechte Lösung", besser wäre "ein echter Zuwanderer".

Vorbildliche Integration findet auch im eigenen Haushalt statt: So verbrachte der nunmehrige Abgeordnete zwei Jahre in Teilzeitkarenz, um sich um seinen Sohn Noah zu kümmern.

Krainers Wunsch: Österreich gemäß den Grundsätzen der Sozialdemokratie freier, gerechter, solidarischer und die Chancen gleicher zu machen. Sein Ziel: Österreich positiv zu gestalten.