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Zuwanderungs-Diskussion: Wirtschaft braucht IT-Kräfte

Von Erika Bettstein

Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft drängt auf eine rasche Einwanderungsregelung und beziffert den Bedarf an ausländischen Facharbeitskräften mit bis zu 450.000 pro Jahr, in Österreich fehlen jährlich rund 10.000 qualifizierte Kräfte - vor allem im Bereich der boomenden Informations- und Kommunikationstechnologie. Weil die heimische Politik kein offenes Ohr für zusätzliche Zuwanderung hat, überlegt die Wirtschaft Maßnahmen zur Behebung dieses wettbewerbsschädigenden Mangels.


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Einen Kompromissvorschlag für den Einsatz von ausländischen Computer-Spezialisten in Österreich machte Wirtschaftsminister Martin Bartenstein am Montag im Radio-"Mittagsjournal": Man könnte durch Umschichtungen innerhalb des Systems die Quote für Schlüsselarbeitskräfte erhöhen, ohne die gesamte Zuwanderung anzuheben. 2001 seien laut Bartenstein keine Sonderquoten für Kosovo-Flüchtlinge bzw. für Minderjährige notwendig, daher könnte die Quote für Schlüsselarbeitskräfte von derzeit 1.010 auf 2.000 verdoppelt werden. Die Quote für Familienzusammenführung soll von 5.000 auf 5.118 steigen, die gesamte Zuwanderungsquote bliebe dabei gleich.

Ein Vorschlag, der von der Wiener Integrationsstadträtin Renate Brauner postwendend als "Zahlenspielerei" kritisiert wurde: Weder die Quote für Kosovo-Flüchtlinge noch jene für mündige Minderjährige wären für das Jahr 2001 vorgesehen. Bartenstein solle besser die Vorschläge von Innenminister Ernst Strasser aufgreifen und sowohl bei der Familienzusammenführung als auch bei den Quoten für Schlüsselarbeitskräfte einer Erhöhung zustimmen, so Brauner.

"Uns liegt sehr daran, dass die zusätzliche Bewilligung von Schlüsselarbeitskräften für Österreich und damit auch für Wien doch noch zustande kommt", sagt Wiens Wirtschaftskammer-Präsident Walter Nettig. Auch Wien leide unter einem Mangel an IT-Kräften, die Quote sei bereits vollständig aufgebraucht. Ursprünglich hatten 2.000 Ausländer zusätzlich nach Österreich geholt werden sollen, davon 600 "Schlüsselarbeitskräfte" für Wien. Das schon als fix ausgehandelt geltende Vorhaben war nach vehementem Einspruch der Freiheitlichen wieder abgeblasen worden. Besondere Aktualität hat das Thema für Wien, weil immer mehr Unternehmen aus den USA hier her drängen. Und dabei geht´s um Geld: Mit rund 12 Mrd. Schilling seien die USA im Vorjahr zum drittgrößten Investor avanciert, wie Nettig bei einer Wien-Präsentation in Chicago erklärte.

Kurzfristig hofft auch der Präsident der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Christoph Leitl, auf eine Zuwanderungslösung - mittelfristig will er einiges für den heimischen IT-Nachwuchs tun: Ab dem Wintersemester 2001 sollen 1.000 Erstinskribenten für informationstechnische Studienrichtungen die Studiengebühr abgegolten bekommen, für 2.000 einschlägige Diplomanden und Dissertanten wird ein Einmalbetrag von 5.000 Schilling ausgeschüttet. Darüber hinaus will die WKÖ für arbeitslose Junglehrer 1.000 Traineeplätze in IT-Unternehmen vermitteln. Die dafür nötigen Mittel - insgesamt rund 20 Mill. Schilling - sollen etwa durch Sponsoring der Betriebe aufgetrieben werden. Eine "ideale Ergänzung zum Studienförderungspaket", wie Bildungsministerin Elisabeth Gehrer Leitls Vorstoß begrüßte.