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"Zwangsehe" statt nur stärkerer Kooperation

Von Christa Karas

Wissen

Wohl ohne den Wirt hatten Georg Wick, Präsident des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), und Günter Kahler, Geschäftsführer des Forschungsförderungsfonds für die gewerbliche Wirtschaft (FFF), die Rechnung gemacht, als sie vergangenen Mittwoch mitteilten, künftig verstärkt kooperieren zu wollen. Der "Wirt", Infrastrukturminister Hubert Gorbach (F), ließ noch am selben Tag wissen, in seinem Bereich "die Förderstrukturen zu einer einheitlichen, effizienten Organisation zusammenführen zu wollen".


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Ähnliches berichtet das Magazin "trend" in seiner Juli-Ausgabe: Demnach plant das Infrastrukturministerium (BMVIT) eine Forschungs GmbH, in der neben den beiden Fonds auch die Austrian Space Agency (ASA) und die Technologieimpulse GmbH (TIG) als weisungsgebundene Abteilungen zusammen gefasst werden sollen. Einer der beiden künftigen Geschäftsführer, so der "trend": Martin Graf, Ex-Wissenschaftssprecher der FPÖ, derzeitiger Geschäftsführer der aus den Austrian Research Centers (ARC) ausgelagerten Buseiness Services und politisch höchst umstritten.

Gorbach beruft sich bei seinen Plänen auf einen bisher unveröffentlichten Rohbericht des Rechnungshofes über die Prüfung von FWF und FFF, in dem angeregt werde, "unter anderem die beiden Fonds in einer übergeordneten Organisationseinheit, wie zum Beispiel in einer GesmbH, zusammenzuführen". Der Infrastrukturminister kritisierte, dass es schon auf erste Überlegungen zu einer Restrukturierung einen empörten Aufschrei der Forscher gebe. Die Autonomie bei der Vergabe der Fördermittel hinsichtlich der Grundlagenforschung müsse unangetastet bleiben und diese auch weiterhin über ein eigenes Budget verfügen, widersprach Gorbach entsprechenden Vorwürfen.

In den Prozess der Neustrukturierung wolle er "alle erfahrenen Köpfe einbinden", unter anderem auch Martin Graf - an eine operative Einbindung Grafs sei aber nicht gedacht.

Immerhin bewirkte der Protest zahlreicher Forscher gegen diese Vorgangsweise, dass Gorbach dem FWF-Präsidenten Wick zusicherte, Strukturänderungen in der Forschungsförderungslandschaft erst nach Vorliegen der internationalen Evaluierung des FWF und des FFF durchzuführen. Bis dahin waren weder Wick noch Kahler in die bisherige Strukturdiskussion eingebunden gewesen.

Wick zeigte sich in einer gemeinsam mit Kahler durchgeführten Pressekonferenz "nicht reorganisationsunwillig, wenn man mir erklärt, was man besser machen kann". Er sprach sich in diesem Zusammenhang für einen "Runden Tisch für Forschung" aus, an dem neben den zuständigen Ministern auch die Betroffenen teilnehmen sollten. Nach Ansicht Kahlers soll die geplante Strukturreform "ablenken von den eigentlichen Themen wie eine langfristige Finanzierungssicherheit für die Fonds".

Kahler betonte, dass der Forschungsrat den Auftrag für die Erarbeitung einer Forschungsstrategie habe: "Gleichzeitig gibt es manche Nicht-Legitimierte, die glauben, dass sie es besser machen können. So wie es jetzt aussieht, werden von Amateuren Sachen in den Raum gestellt, die nicht einmal diskussionswürdig sind."

Im Zusammenhang mit dem diesjährigen Budget sprach Wick von "großen finanziellen Sorgen": Durch die kritische Situation an den Universitäten gebe es das unglückliche Zusammentreffen, dass die Unis mehr Drittmittel einwerben müssten, andererseits stünde dem FWF weniger Geld zur Verfügung. Bei der jüngsten Vergabesitzung hätten auf Grund der Budgetsituation alle Projekte nur bedingt genehmigt werden können. Er, Wick, habe aber positive Signale von der Politik, dass man im Herbst die schwierige Situation bereinigen könne.

Auch Kahler verwies auf einen "dramatischen Anstieg" der Ablehnungsquote beim FFF, während die Zahl der Projektanträge immer weiter steige. Nachdem 2002 insgesamt 1.300 Projekte gefördert wurden, habe es heuer bereits 900 Anträge gegeben.