Der Jüngere führt die Landespartei, der Ältere den Landtagsklub. | Freiheitlich aus Familientradition. | Klagenfurt. "Wir sind wieder ein normales Bundesland geworden", sagt Kärntens BZÖ-Landesobmann Uwe Scheuch im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" und meint damit Kärnten nach der Ära Haider. Ganz "normal" ist es allerdings auch wieder nicht.
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Denn seit Haiders Tod sitzen im südlichen Bundesland zwei Brüder an den Hebeln der Macht, Uwe (39) und Kurt (41) Scheuch, der eine als Obmann der orangen Landespartei, der andere als Klubobmann im Landtag. Dank eines komfortablen Wahlergebnisses (45 Prozent) und eines willfährigen Koalitionspartners (ÖVP) schalten und walten die beiden ungleichen Brüder beinahe uneingeschränkt.
Zu führen und zu entscheiden sind die beiden fast von Kindesbeinen an gewohnt. Denn nach dem frühen Tod des Vaters mussten Kurt und Uwe das elterliche Erbe übernehmen. Der Sternhof oberhalb von Mühldorf im Oberkärntner Mölltal umfasst 40 Hektar Acker, 60 Hektar Wald. Zudem finden sich ein Säge- und ein Schotterwerk im Scheuchschen Besitz. Uwe erinnert sich: "Schon mit 14 Jahren bin ich gemeinsam mit meinem Bruder in den Wald gegangen, um gemeinsam zu entscheiden, welche Bäume gefällt werden müssen."
Die Geschichte des Sternhofs hat Uwe und Kurt offenbar politisch geprägt. 1809 war der Ansitz das Hauptquartier des "Kärntner Andreas Hofer" Baptist Türk, der von hier aus den Kampf gegen die Franzosen befehligte. Großvater Robert Scheuch war nicht nur überzeugter Nationalsozialist, sondern auch Mitbegründer des VdU, aus dem später die Freiheitliche Partei hervorgegangen ist. Die Scheuchs sehen sich in der Tradition der "Herrenbauern" und "Freisassen". Daraus leiten sie quasi die Verpflichtung ab, an der Regierung des Landes mitzuwirken.
Heute verweist Uwe Scheuch die "Mär" von der brüderlichen Alleinherrschaft ins Reich medialer Phantasie. Nicht Kurt und Uwe allein bestimmten die Geschicke des Landes, sonder ein "kleines Parteipräsidium", dem Klubobmann Kurt, Parteichef Uwe und die drei weiteren Regierungsmitglieder des BZÖ angehören. Wie viel der ebenfalls orange Landeshauptmann Gerhard Dörfler in dieser erlauchten Runde zu sagen hat, ist noch nicht nach außen gedrungen. Ein aktuelles Beispiel zeigt jedoch, dass er mit den politischen Entscheidungen im Land nicht allzu viel zu tun haben dürfte. Als der Kärntner Landtag in der Vorwoche zu später Stunde eine kräftige Erhöhung der Parteienförderung beschloss, gab Dörfler anderntags zu Protokoll, davon nichts gewusst und erst aus der Zeitung erfahren zu haben.
Trotzdem sagt Parteiobmann Uwe im Brustton der Überzeugung, Dörfler sei ein "guter Landeshauptmann" und die Gewaltenteilung zwischen Landes- und Parteichef habe sich bewährt. Spekulationen, wonach er mittelfristig das höchste Amt im Lande anstrebt, weist er von sich.