Bauleistung stieg 2008 um 28 Prozent. | Weniger Gewinn, gleiche Dividende. | Wien. "Wir haben eine Gnadenfrist von zwei, drei Jahren" - bis inklusive 2011 sieht Strabag-Konzernchef Hans Peter Haselsteiner "keine nennenswerten Auswirkungen der Finanz- und Wirtschaftskrise" auf die Bauindustrie, also keine breiten Reorganisations-, Schließungs-, Entlassungs- oder Kurzarbeitspläne".
Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 15 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.
Erst 2012 werde für die Branche die Krise erst so richtig beginnen - "und zwar mit aller Härte". Denn dann würden alle staatlichen Konjunkturmaßnahmen - "und die sind vor allem in unseren größten Markt Deutschland sehr umfangreich und fast ausschließlich bauwirksam" - verbaut sein und keine weiteren dazukommen.
Der Strabag-Konzern - Marktführer in Deutschland, Österreich und Mittelosteuropa- sei mit liquiden Mitteln in Höhe von 1,5 Milliarden Euro und einer Eigenkapitalquote von 30,5 Prozent gut gerüstet.
2008 ist die Bauleistung des Strabag-Konzerns um rund 28 Prozent auf knapp 13,75 Milliarden Euro gestiegen - zwei Milliarden davon kamen durch acht größere Zukäufe, eine durch organisches Wachstum. Auf Grund von Währungsverlusten im Osten und Abschreibungen - vor allem in Serbien - sank der Gewinn um acht Prozent auf 157 Millionen Euro. Die Dividende bleibt dennoch stabil bei 55 Cent je Aktie: "Wir haben vorsichtig bilanziert, möchten aber für unsere unter dem gesunkenen Kurs ohnehin leidenden Aktionären ein Zeichen setzen", so Haselsteiner bei der Bilanzpräsentation.
Volle Auftragsbücher
Für heuer sieht er für die Strabag "keine schlechte Perspektive, sich auf Vorjahresniveau zu bewegen". Auch 2010 werde dem Auftragseingang zufolge "ein gutes Jahr" werden. "Wir haben volle Auftragsbücher und wir werden da und dort sogar Personalknappheit haben, insbesondere in Polen." Auch in den folgenden beiden Jahren werde die Strabag ihr Volumen und ihre Auslastung - über den Gesamtkonzern gesehen - halten können.
Als Wachstumsmärkte hat die Strabag aktuell vor allem Polen, Libyen und den Nahen Osten im Blick.
Russland-Ziel bleibt
Russland bleibe nach wie vor der wichtigste Markt der Zukunft, bekräftigte Haselsteiner. Es gäbe zwar "eine Unterbrechung, eine Verlangsamung bei der Umsetzung" dieser Strategie, aber keine Absage. Heuer erwartet Haselsteiner in Russland einen Umsatz in Vorjahreshöhe - 500 bis 600 Millionen Euro.
Der Auftragsüberhang , der dort schon zwei Milliarden Euro betragen hatte, sei zwar krisenbedingt auf eine Milliarde geschrumpft - "um das abzuarbeiten, müssen wir aber weiterhin unsere Strukturen dort stärken". Größter Markt werde Russland nun nicht schon 2015, wie bisher angepeilt, "sondern eben halt ein paar Jahre später".
Wie es mit den Olympiabauten in Sotschi weitergeht, dafür habe er in letzter Zeit in Moskau wieder positive Signale erhalten: "Da werden wir bald mehr wissen".
Auch die Partnerschaft mit seinem Großaktionär Oleg Deripaska, dem die Raiffeisen Holding eine Art Zwischenfinanzierung für sein Strabag-Aktienpaket (25 Prozent plus 1 Aktie) zugesichert hat, bleibt aufrecht: "Der hart arbeitende junge Mann wird seine Probleme lösen können". Zu welchem Preis man Deripaska sein Aktienpaket abgekauft hat und zu welchem Kurs er die Anteile via Call-Option wieder zurückkaufen kann, sei vertraulich - "aber wir werden jedenfalls fair miteinander umgehen".