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Zwei Drittel der Betriebe wehren sich

Von Christian Rösner

Politik

Wirtschaftskammer präsentierte Umfrage zur Mariahilfer Straße neu.


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Wien. "67 Prozent der Unternehmer in Mariahilf und Neubau sprechen sich gegen die geplante Neugestaltung der Mariahilfer Straße aus." Das ist das Ergebnis einer Befragung der Wiener Wirtschaftskammer, die Präsidentin Brigitte Jank am Donnerstag präsentierte.

78,7 Prozent sind demnach auch der Meinung, dass die Neugestaltung "für ihre Geschäftstätigkeit nicht förderlich ist". "Ganz essenziell" ist für Jank das Ergebnis die Querungen betreffend: Hier haben sich bei der Befragung 81 Prozent für die Beibehaltung ausgesprochen. Und auch Jank ist überzeugt: Das Fehlen von Kreuzungen würde eine Schneise schlagen, "die eine Trennung Wiens befürchten lässt".

Ohne die Querungen Webgasse/Schottenfeldgasse, Otto-Bauer-Gasse/Zieglergasse und Otto-Bauer-Gasse/Andreasgasse würde die Verbindung innerhalb der Bezirke fehlen, was alleine in der Siebensterngasse zusätzlich zu 1900 Pkw-Fahrten führen würde und in der Neubau zu 3800, befürchtet die Kammerchefin. Das Argument, dass die Verkehrsberuhigung auch damals in der Kärntner Straße funktioniert habe, ließ Jank nicht gelten: Die Mariahilfer Straße sei Österreichs größte Einkaufsstraße und mit einem verkehrsberuhigten Abschnitt von fast zwei Kilometern nicht mit der Kärntner Straße zu vergleichen.

Ein Dorn im Auge der Wirtschaftskammer sind auch die geplanten Lieferverkehrszeiten von 6.30 Uhr bis 10.30 Uhr - "vor allem weil sich die Spitzenlieferzeit zwischen 14 und 15 Uhr abspielt", betonte Jank und sprach sich für eine ganztägige Zufahrt für die Lieferanten aus. "Mit einer anderen Lösung werden wir uns niemals zufriedengeben." Auch eine ganztägige Zufahrt für Taxis und Reisebusse müsse gestattet sein, forderte Jank.

16 Prozent Rücklaufquote

Auf die Rücklaufquote der Befragung angesprochen, nannte die Wirtschaftskammerpräsidentin 16 Prozent, "was sensationell viel ist", wie sie betonte. Normalerweise würde bei freiwilligen Befragungen die Quote bei durchschnittlich 7 Prozent liegen. Dass das nicht unbedingt stimmen muss, zeigten am Donnerstagnachmittag die ersten Ergebnisse der Parkpickerl-Befragung in Währing, wo bereits von einer Beteiligung von mehr als 50 Prozent berichtet wurde. Das konkrete Ergebnis der Befragung soll heute, Freitag, bekanntgegeben werden.

In Hietzing läuft im Übrigen ebenfalls gerade eine Bürgerbefragung zum Thema Parkpickerl. Hier können die Anrainer noch bis morgen, Freitag, den Fragebogen zurückschicken. Das Ergebnis soll am 28. Februar vorliegen.

Aber auch in der Mariahilfer Straße ist noch lange nichts entschieden: Eine Befragung der Anrainer von den Straßenzügen Webgasse/Schottenfeldgasse und Otto-Bauer-Gasse/Zieglergasse ist vonseiten der Stadt gerade im Gange. Sie sollen darüber entscheiden, ob dort künftig der Durchzugsverkehr noch möglich sein soll oder nicht. Die Stimmen sollen am Mittwoch ausgezählt werden.

Grüne diplomatisch

Im Büro der zuständigen Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou gibt man sich bewusst diplomatisch: "Der Ausgang der Wirtschaftskammer-Befragung ist nicht verwunderlich, weil natürlich Befürchtungen der Unternehmen im Raum stehen, dass es negative Effekte gibt. Aber sobald klar ist, dass Liefern möglich ist und es zu keinen Beeinträchtigungen kommt, schaut alles ganz anders aus", versicherte ein Sprecher von Vassilakou. Derzeit werde verhandelt und es sei noch nichts beschlossen. Die Umfrage der Kammer sei wie jede andere "ein wichtiger Hinweis auf mögliche Informationsdefizite" und daher "eine Bereicherung für den gesamten Planungsprozess".

Dass kein Unternehmer gerne Umbauarbeiten vor seiner Nase hat, sei klar, meinte der Sprecher. Aber man müsse auch bedenken, dass die Mariahilfer Straße im Wettbewerb mit den Einkaufszentren stehe und man sie deswegen attraktivieren müsse. "Und eine Umfrage hat 2011 ergeben, dass sich 80 Prozent der Besucher eine Umgestaltung wünschen." 40 Prozent hätten sogar gemeint, sie würden die Mariahilfer Straße öfter besuchen, wenn sie Fußgängerzone wäre, so der Sprecher. "Und wird den Unternehmen enorm viel bringen."