Österreich stagniert bei Innovationen, erweitert aber nun "Frontrunner-Initiave".
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Alpbach. Unter dem Titel "Innovationsland Österreich" rief die Bundesregierung im Jahr 2011 eine Initiative zur Steigerung privater Investitionen in die angewandte Forschung ins Leben. Dabei verpflichteten sich 22 technologieintensive, marktführende Unternehmen, bis 2015 ihre Aufwendungen für Forschung und Entwicklung um 20 Prozent zu steigern. Nun soll diese "Frontrunner-Initiative" auf 100 Unternehmen und eine 25-prozentige Steigerung erweitert werden, erklärte Infrastrukturministerin Doris Bures bei der Eröffnungs-Pressekonferenz zu den Alpbacher Technologiegesprächen am Donnerstag. Noch mehr Unternehmen sollen also noch mehr für die Forschung ausgeben. Dennoch konnte sich Österreich bisher keinen Platz unter den Top-Innovatoren sichern, sondern fiel jüngst auf Platz 23 des Global Innovation Index zurück. Denn im Unterschied zu Deutschland, Skandinavien oder der Schweiz stagnieren die heimischen Ausgaben für Wissenschaft und Forschung seit Beginn der Wirtschaftskrise 2008.
Zum Hintergrund: Derzeit investieren öffentliche Hand und Unternehmen 2,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Wissenschaft und Forschung. Will die Bundesregierung ihr selbstgestecktes Ziel von 3,76 Prozent des BIP bis 2020 erreichen, müsste sie ihre Ausgaben deutlich und vor allem stetig erhöhen. "Wenn wir unser Ziel ernst nehmen, müssten allein in der wirtschaftsnahen Forschung in der nächsten Legislaturperiode zusätzliche 340 Millionen Euro investiert werden", betonte Bures im Gespräch mit der "Wiener Zeitung" . Ein Teil könne aus dem Verkauf von Funk-Frequenzen bezogen werden.
In den letzten fünf Jahren hat das Verkehrsministerium die angewandte Forschung mit 2,7 Milliarden Euro gefördert. 2014 will Bures nun die "wichtigsten Forschungsbetriebe" des Landes mit weiteren 100 Millionen Euro unterstützen, "damit kein Projekt, das bei der Forschungsförderungsgesellschaft eingereicht wird, abgewiesen werden muss". Dem Fachkräftemangel soll ihr "Leitprogramm Forschung und Innovation 2013-2018" mit zehn Stiftungsprofessuren an den Universitäten im Bereich der Produktionsforschung entgegenwirken. Weiters will Bures die Zahl der technologieorientierten Start-ups um 20 Prozent auf jährlich 180 erhöhen. Industriebetriebe, die mit ihnen zusammenarbeiten, erhalten einen "Kooperationsbonus", der nun um 15 Prozent erhöht werden soll. Rund 70 Millionen sind laut Bures dafür vorgesehen. Außerdem wolle sie Technologie mit "mehr Lebensqualität" erfüllen: 200 Millionen Euro sollen in die Entwicklung "lebensnaher" Innovationen fließen, wie etwa Technologien für ein selbstbestimmtes Leben im Alter oder für energieeffiziente Gebäude. Bei der Präsentation der Maßnahmen gab Bures sich den an das Wissenschafts- und Forschungsressort angelehnten Titel der "Innovations- und Forschungsministerin".
Töchterle will mehr Budget für Unis, FH und FWF
"Wenn wir in Österreich Forschung und Wissenschaft besser ausstatten wollen, gehören auch die regionalen Kräfte dazu", verteidigte Wissenschaftsminister Karlheinz Töchterle die Gründung der umstrittenen Medizinfakultät Linz. Auch stellte er eine Erfüllung der Forderungen der Universitäten-Konferenz (uniko) in Aussicht, deren Bedingung für die Linzer Gründung die allgemeine Stärkung des tertiären Sektors ist. Diese ist für die uniko noch nicht erfüllt. Töchterle fordert nun eine Erhöhung des Uni-Budgets in den Leistungsvereinbarungen 2014-2018 und weitere 10.000 Fachhochschulplätze. "Außerdem müssen wir die Dotierung des Wissenschaftsfonds FWF wieder erhöhen, damit die Bewilligungsrate wieder steigt", so Töchterle.
Töchterle war zudem bemüht, den Vorstoß seines Parteikollegen Vizekanzler Michael Spindelegger - sechs Prozent Forschungsquote - zu relativieren: "Es ist ein langfristiges Ziel. Wenn wir es bis 2025 oder 2030 erreichen wollen, ist es ambitioniert, aber nicht unmöglich." Fast nichts ist unmöglich vor Wahlen.