Die CA Immo will einen Teil der Immofinanz schlucken - Immofinanz kontert nun mit Gegenoffert.
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Wien. Es ist ein Kräftemessen, das es an Wiens Börse in dieser Form noch nie gab: Das kleinere Unternehmen will sich einen substanziellen Teil des größeren einverleiben, und das größere Unternehmen dreht den Spieß nun um und will seinerseits ein erkleckliches Stück vom kleineren. Die Rede ist von den beiden Immobilienfirmen CA Immo und Immofinanz.
Letztere hat am Montag mit einem Offert für die Aktionäre der CA Immo überrascht. Für gut 530 Millionen Euro will die Immofinanz einen Minderheitsanteil von 29 Prozent am kleineren Konkurrenten übernehmen.
Das Angebot, das auf den Kauf von insgesamt 28,7 Millionen Aktien zielt, lautet auf 18,50 Euro je Anteilsschein. Es entspricht jenem Preis, zu dem der russische Milliardär Boris Mints vor kurzem 26 Prozent an der CA Immo erworben hat, und liegt rund sechs Prozent über dem Börsenschlusskurs vom vergangenen Freitag.
Das Offert ist eine Replik auf das in der Vorwoche angekündigte Angebot der CA Immo und ihres neuen Kernaktionärs, die gemeinsam für 420 Millionen Euro 13,5 Prozent an der Immofinanz ins Visier genommen haben und so auf 16,5 Prozent kräftig aufstocken wollen. Wie berichtet, hatte Immofinanz-Chef Eduard Zehetner den gebotenen Preis von 2,80 Euro je Aktie als "viel zu gering" kritisiert, weil er um mehr als ein Drittel unter dem Netto-Wert des Firmenvermögens liege.
"Emotionale Reaktion"
Der Vorstand der CA Immo gibt sich unterdessen betont gelassen: "Wir sehen das Angebot der Immofinanz als emotionale Reaktion auf unser Angebot, das wir davon unbeeinflusst am Mittwoch mit einem unveränderten Angebotspreis veröffentlichen werden." Als derzeitiger Drei-Prozent-Aktionär sehe man für die Immofinanz angesichts der aktuellen Herausforderungen in Russland, einem ihrer Hauptmärkte, momentan "andere Prioritäten" als ein Gegenangebot zu starten, ätzt die CA Immo.
Alles andere als unlogisch erscheint der jetzige Schritt der Immofinanz dennoch nicht. Schon vor einem Jahr wollte Österreichs größte Immobiliengruppe bei der CA Immo einsteigen. Die Gespräche zogen sich allerdings ergebnislos hin, weshalb die Bank Austria, die damalige CA-Immo-Kernaktionärin, ihre Anteile im Herbst schließlich an den russischen Oligarchen Mints verkaufte.
"Wir haben bereits im Vorjahr unser Interesse am kleineren Mitbewerber artikuliert, und ich kann die damals geäußerten Argumente nur wiederholen: Die CA Immo würde sehr gut zu uns passen", so Immofinanz-Boss Zehetner am Montag. Sie sei auf Bürohäuser in Österreich und Deutschland spezialisiert, wo sich rund zwei Drittel ihres Portfolios befänden, der Rest in Osteuropa, während das Verhältnis bei der Immofinanz genau umgekehrt sei. Als Ergänzung hinzu käme deren Fokus auf Einzelhandelsimmobilien.
Zehetner macht auch kein Hehl daraus, dass die Immofinanz daran interessiert sei, die CA Immo, die "ungefähr ein Drittel von uns ist", mehrheitlich zu übernehmen, um sie in der Konzernbilanz voll konsolidieren zu können. Der Erwerb von bis zu 29 Prozent wäre nur ein "erster Schritt". Kurz- bis mittelfristig sei eine Fusion allerdings "kein Thema", so Zehetner, den Oliver Schumy per 1. Mai als Vorstandschef beerbt. Ihr Teilangebot will die Immofinanz veröffentlichen, sobald das Okay der Übernahmekommission da ist.
"Das ist ein Machtspiel"
Was bei dem Beteiligungsgefecht der beiden Immo-Firmen am Ende herauskommt, bleibt abzuwarten. "Das ist ein Machtspiel", sagt Anlegerschützer Wilhelm Rasinger. Hinter dem Gegenangebot der Immofinanz vermutet er deren größte Aktionärsgruppe, die um den Investor Rudolf Fries, als treibende Kraft. Diese sei mit fünf bis zehn Prozent beteiligt und wolle sich von Mints und der CA Immo nicht ausbooten lassen.
"Wenn sich zwei streiten, freut sich der Dritte - der Streubesitz", betont Rasinger. Nach seiner Einschätzung kann es bei den Börsenkursen der CA Immo und der Immofinanz künftig nur eine Aufwärtsbewegung geben.