Die Eurorettung ist ein politischer Drahtseilakt: Zu gewinnen gibt es nichts, zu verlieren viel. Populisten tun sich leicht, Pluspunkte zu sammeln: Die Milliardenbeträge der Hilfspakete sprechen für sich und sorgen in Geberländern, allen voran Deutschland, zuverlässig für Unmut. Schließlich wird immer deutlicher, dass die Steuerzahler nicht zum letzten Mal zur Kasse gebeten wurden.
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Umgekehrt gehen auch die Menschen in den Empfängerländern auf die Barrikaden: Sie sind es leid, keine andere Perspektive zu haben als immer neue Zwänge und Sparauflagen. Menschen, die sich nicht für die Schuldenkrise in ihrem Land verantwortlich fühlen, haben den Eindruck, sie müssen die Zeche zahlen und werden von der internationalen Gemeinschaft unter Druck gesetzt. Was stimmt denn nun: Werden die Geber mit den Hilfszahlungen ausgepresst oder die Empfänger mit den Sparauflagen?
Ohne Hilfen noch härter
Beide Sichtweisen sind verständlich, aber falsch. Die Geberländer, allen voran Deutsche und Franzosen, tun mit den Hilfen nicht Griechenland einen Gefallen, sondern sich selbst: Die deutschen und französischen Banken wären am stärksten von einer Pleite betroffen, weil sie dort viel Geld investiert haben. Die Deutschen und Franzosen tragen die größten Anteile an der Europäischen Zentralbank, deren Verluste sie auffangen müssten. Und die deutsche Exportindustrie würde am meisten leiden, wenn die Eurozone - wie einige Ökonomen absurderweise angeregt haben - in solide Nord- und schwache Südländer gespalten würde: Der deutsche Exportboom wäre durch die Währungsaufwertung schlagartig Geschichte. Wie man es dreht oder wendet: Die Deutschen zahlen in jedem Fall drauf.
Alle anderen Euroländer sitzen freilich mit im Boot. Würde Griechenland fallen gelassen, wären die Kosten erst recht unkalkulierbar: Ein Finanzmarktkollaps würde Europas Wirtschaft wohl erneut in die Rezession stürzen.
Den Griechen muss allerdings klar sein: Die Alternative zu den Bedingungen, die ihnen im Austausch für die Hilfskredite gestellt werden, wären noch härtere Sparzwänge. Die Überlegung ist ganz simpel: Wer kein Geld hat und von außen kein frisches erhält, muss mit dem auskommen, was er (aus Steuern) einnimmt. Das heißt, Griechenland müsste sein Defizit auf null fahren - und zwar schlagartig und nicht mit den Übergangsfristen, welche EU und Währungsfonds einräumen. Verglichen damit sind die Konditionen für die Hilfskredite milde.
Die Wahrheit ist also für beide Seiten bitter: Ja, es wird für alle Euroländer wohl noch teuer werden: Auch mit weiteren Geldspritzen ist für die Griechen ein Schuldenschnitt unvermeidlich. Der Schuldenberg ist schlicht zu hoch.
Selbst das wird aber nichts daran ändern, dass die Griechen (und ähnlich die Iren und Portugiesen) um eisernes Sparen nicht herumkommen.