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Die österreichischen Skispringer können also doch noch gewinnen. Spät, aber doch wendeten Stefan Kraft und Michael Hayböck am Sonntag in Zakopane eine mögliche Schmach - nämlich einen sieglosen Winter, wie es ihn erst zwei Mal in der Weltcup-Geschichte für den ÖSV gegeben hat - ab. Ruhe und Friede im Adlerhorst ist damit aber noch längst nicht eingekehrt. Und damit ist nicht das nach wie vor ungelöste sportliche Schicksal des Seriensiegers a.D., Gregor Schlierenzauer, gemeint. Denn am Montag hat sich der Vater des rot-weiß-roten Springerwunders des vergangenen Jahrzehnts, Alexander Pointer, mit kritischen Tönen im Weltcup zurückgemeldet. Der nunmehrige Berater der Bulgaren, der durch den Tod seiner Tochter schwierige private Zeiten hinter sich hat, bekrittelte in der Sendung "Sport und Talk aus dem Hangar-7" die neue Mentalität im ÖSV-Lager: "Was habe ich in den letzten Jahren an Erfolgsdruck aushalten müssen? Jetzt ist alles eitel Wonne, auch wenn die Leistungen nicht so sind wie früher", meinte er. Damit steht er den Meinungen der ÖSV-Verantwortlichen diametral entgegen: Denn die hatte sich ja erst bei der Vierschanzentournee gegen den großen Erfolgsdruck und die angeblich unfaire und zu kritische Berichterstattung nach matten Leistungen gewehrt. Tenor: Irgendwann geht jede Siegesserie einmal zu Ende - es ist einfach so. Und die Diskrepanz verdeutlichen auch die beiden Bronzenen bei der Heim-Skiflug-WM: Was in der Ära Pointner eine Enttäuschung gewesen wäre, wurde nun als großer Erfolg gefeiert. Der Standort bestimmt eben den Standpunkt: Der ÖSV braucht sich nicht zu wundern, wenn sich der unschön abservierte Erfolgscoach jetzt und künftig mit Kritik und Expertisen zu Wort meldet; und Pointner wird man ebendiese Kränkung als Schwäche in der Urteilskraft auslegen.