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Im Sog der Expansion österreichischer Firmen in den Osten sind in den vergangenen Jahren auch viele IT-Unternehmen mitgewandert. Firmen aus dem Bereich Hightech bzw. Informationstechnologie (IT), die ihre Unternehmenszentralen für Osteuropa oder die Region CEE (Central & Eastern Europe) in Wien aufgebaut haben, sind daher kein Einzelfall.
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S&T (System Integration & Technology Distribution AG), ein österreichisches Unternehmen, das in 20 Ländern von Russland bis Zypern vertreten ist, ist jedoch den umgekehrten Weg gegangen: "Unsere Firmengründer sind aus Wien, da war es für S&T logisch die Unternehmenszentrale 1993 in Wohnnähe anzusiedeln." erzählt S&T-Unternehmenssprecher Markus Klampfer im Gespräch mit der "Wiener Zeitung". - "Wir haben aber erst in Osteuropa Fuß gefasst. Dort haben wir auch österreichische Kunden betreut und diese haben uns dann gebeten ihnen auch in Österreich zur Verfügung zu stehen. - Erst waren wir also in Osteuropa, dann in Österreich."
Die Österreich-Niederlassung von S&T wurde in Folge dessen erst im September 2003 gegründet, von den 1.200 Mitarbeitern sind nur etwa 30 in Österreich beschäftigt. Der Hauptanteil des S&T-Umsatzes wird im Osten erwirtschaftet.
Auf die Frage, ob S&T seine Unternehmenszentrale auch längerfristig in Österreich behalten wird, meint Klampfer: "Da nur ein minimaler Prozentsatz unserer Mitarbeiter in Österreich beschäftigt ist, fallen die Lohnnebenkosten nicht sehr ins Gewicht. Seit der Senkung der KöSt (Körperschaftssteuer) in Österreich sehen wir auch keine steuerlichen Gründe mehr beispielsweise nach Bratislava abzuwandern. Und bezüglich der Mieten liegen Prag und Budapest bereits gleichauf mit Wien, die polnische Hauptstadt Warschau ist sogar teurer."
Hitachi: Von Westen nach Osten, der traditionelle Weg
Hitachi Data Systems, internationaler Anbieter und Dienstleister für Speicherlösungen expandierte im Gegensatz zu S&T vor drei Jahren von Österreich aus Richtung Osten. Österreich- und CEE-Chef John Ryden erzählt im Gespräch mit der "Wiener Zeitung": "Vor einem Jahr machte das Osteuropa-Geschäft noch 20% des Umsatzes, heute ist es bereits auf 40% angewachsen." Allerdings rechnet Ryden mit einer Verlangsamung des Wachstums bei den Beitrittskandidaten. "Tschechien und Ungarn sind beispielsweise in den vergangenen Jahren sehr schnell gewachsen und bereits beinahe auf "westlichem Niveau" angelangt. Wesentlich interessanter ist da künftig das Wachstum in Russland, wo das BIP (Bruttoinlandsprodukt) in den letzten zwei Jahren um 6 bis 7% zulegte. Aber auch in Rumänien und Kroatien verzeichnen wir starkes Wachstum." - Auch S&T sieht in Russland übrigens für die Zukunft sein "Zielland Nummer 1".
Kapital ist "schreckhaft"
Große Herausforderungen im Osten waren für beide Unternehmen die Rechtssicherheit und politische Stabilität. "Kapital ist schreckhaft, das hat man in der Slowakei unter Meciar gemerkt. Investoren wünschen sich die gleiche Sicherheit wie in ihren Herkunftsländern", meint Klampfer. "Bis jetzt hatten wir glücklicherweise noch keine Veranlassung die Rechtsunsicherheit im Osten auszutesten", meint John Ryden vorsichtig. Er sei aber sicher, dass das Rechtssystem in Polen, Tschechien und anderen Ländern bald an EU-Standards angepasst sein werde.
"Die Menschen in Osteuropa sind bestens ausgebildet und informiert. Es gibt keinen Mangel an Projekten, nur die Budgets sind sehr knapp bemessen", meint Ryden auf die Frage nach den Unterschieden beim Business im Osten. Hitachi arbeitet in Osteuropa nur gegen Vorauskasse.
Auch wenn Hitachi zunehmend in den äußersten Osten tendiert, meint Ryden: "Im Moment sehen wir keinen Grund unser Headquarter zu verlegen. Vielleicht werden wir in Russland unsere Präsenz verstärken, die CEE-Zentrale bleibt jedoch in Österreich, auch wenn hier die Lohnnebenkosten recht hoch sind."
Im IT-Bereich habe man im Osten zwar noch einiges nachzuholen, meinen Klampfer und Ryden unisono. Die Ostländer hätten jedoch gleichzeitig viele Entwicklungsschritte übersprungen und sofort in modernste Infrastruktur investiert. "Da gibt es oft modernere Standards als im Westen," so Klampfer. Mehr Nachholbedarf ortet er bei der Hardware: "Vor allem bei der PC-Durchdringung hinken Länder wie Russland und die Ukraine hinterher."