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Zwei Wochen für die Rettung der Welt

Von Claudia Peintner

Politik

Zu ehrgeizige Ziele zum Auftakt des UN-Klimatreffens? | Die EU droht bei Gipfel-Misserfolg mit Ablehnung. | Wien.Kopenhagen wird in den kommenden elf Tagen seinem Namen alle Ehre machen: Ins Deutsche übersetzt heißt die dänische Hauptstadt Kaufmannshafen - ab sofort wird über den Neubeginn der Weltklimapolitik geschachert. Der Preis für ein Post-Kyoto-Abkommen ist hoch. Mehr als hundert Staats- und Regierungschefs haben ihr Kommen angesagt. Viele werten es als positives Signal, dass neben der deutschen Bundeskanzlerin Angela Merkel auch US-Präsident Barack Obama und der chinesische Regierungschef Wen Jiabao anreisen. Auf die beiden Letztgenannten, die weltweit größten CO2-Verursacher, warten strenge Vorgaben von EU- und UNO-Seite: Damit die Erderwärmung zwei Grad nicht überschreitet, müsse der Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase bis 2050 von derzeit 47 Milliarden auf unter 20 Milliarden Tonnen verringert werden. | Europa in der Vorreiter-Rolle | Lieber Steckdosen als Klimaschutz | Obamas Reden reichen nicht


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Vorschuss-Lorbeeren

Was die 192 Staaten schlussendlich in den Vertrag meiseln werden, darüber kursieren unzählige taktische Versprechen und Absagen: Ungewiss ist nicht nur, ob und zu welcher Treibhausgasreduktion sich die Teilnehmer durchringen, sondern auch, wie die Lasten verteilt werden sollen.

Weiters gilt es, sich auf eine finanzielle und technologische Hilfe für ärmere Nationen zu einigen. Ohne diese Vorleistung seien die vier großen Schwellenländer Indien, China, Südafrika und Brasilien nicht zu Zugeständnissen bereit, betonten europäische Diplomaten. Der höchste Gipfelerfolg wäre aus ihrer Sicht ein völkerrechtlich verbindliches Bekenntnis, das im Gegensatz zu Kyoto auch die USA und die Schwellenländer ratifizieren. Zumindest zu Beginn der Verhandlungen erscheint so ein Bekenntnis jedoch ohne Aussicht auf Realisierung: So gibt es von Indien, Brasilien und Südafrika eine klare Ablehnung verbindlicher Klimaziele.

Das amerikanische Zugeständnis - eine Treibhausgasreduktion um 17 Prozent bis 2020 gegenüber dem Stand von 2005 - reicht aus Sicht von Experten des Potsdamer Instituts für Klimafolgenforschung nicht aus, um die Erderwärmung wie geplant zu begrenzen.

Der Leiter des UN-Umweltprogramms Unep, Achim Steiner, warnte vor einem Scheitern: "Wenn dort kein Ergebnis rauskommt, hat das einen lähmenden Effekt auf viele Wirtschaftssektoren und vor allem auf Investitionen", betonte er. Aus dem Brüsseler EU-Parlament hieß es: "Ein Nichts werden wir nicht ratifizieren, dann sollte man besser nachsitzen", so Jo Leinen vom Umweltausschuss. Natürlich würde man bei einem Scheitern das Klimaschutz-Ziel nicht aufgeben, "aber wir verlieren jährlich 500 Milliarden Dollar, weil die Anpassungsmaßnahmen teurer werden".

Zumindest ein Beginn

Neben trüben Aussichten gibt es auch verhalten positive Töne: Klimaforscher werten es bereits als historischen Schritt, dass sich die Teilnehmer einig sind, dass der CO2-Ausstoß gestoppt werden muss. Die Schwergewichte China und die USA würden zumindest nicht mit leeren Händen nach anreisen. Und: Dass im Vorfeld Erwartungen bewusst nach unten gedrückt werden, gehöre zur Klima-Diplomatie.

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