Parteien sind kein Selbstzweck. Ohne allen schmückenden Ideologieversatz lässt sich sagen: Ziel einer Partei ist es, an die Macht zu gelangen oder an ihren Schalthebeln zu verbleiben. Zu welch höherem Zweck - sei es die Rettung von Witwen und Waisen oder die Durchsetzung der Interessen der Atomlobby - das geschieht, braucht hier nicht zu interessieren.
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Das sehen sicher auch die Verantwortlichen im BZÖ so. Ihr Problem ist, dass sie eine Partei haben, die in Kärnten an der Macht ist und im Rest der Republik nicht. Zusätzlich verkompliziert wird dieser Zustand der Ungleichzeitigkeit durch einen der Unvergleichbarkeit: Kärnten ist, um einen Begriff zu verwenden, der zur Beschreibung der Einzigartigkeit der EU verwendet wird, ein politischer Raum sui generis: Die dortigen politischen Erfolgsrezepte sind auf den Rest der Republik nicht übertragbar.
Das weiß keiner besser als der Kärntner Josef Bucher. Als oranger Klubchef im Nationalrat ist es dennoch sein Job, das BZÖ als bundespolitische Kraft zu etablieren. Parteien haftet diesbezüglich dieselbe Eigendynamik an, die einst Max Weber den Bürokratien dieser Welt bescheinigt hat: Wenn es sie, aus welchen Fährnissen des Schicksals auch immer, nun einmal schon gibt, versuchen sie alles, um weiterleben und weiterwachsen zu können. In aller Regel steht zwar bei Parteien eine Idee, ein Ziel am Beginn; beim BZÖ war aber zuerst die Partei, und jetzt erst begibt man sich auf die Suche nach einer Rechtfertigung für die eigene Existenz.
Historisch ist das nicht einmal einzigartig. Auch die Donau-Monarchie hat sich erst spät, dann vergeblich, die Sinnfrage jenseits der des habsburgischen Machterhalts gestellt.
Eine solche Konstellation hat jedoch den Nachteil, besonders abhängig vom Führungspersonal zu sein. Ist dieses den Anforderungen nicht gewachsen, ist der Untergang zwangsläufig. Eine wirkmächtige Idee hat dagegen die Kraft, auch lange Krisen durchtauchen zu können, um am Ende zu neuer Blüte aufzusteigen. Das ist im Übrigen wohl DER Hoffnungsschimmer für die Sozialdemokraten.
Das BZÖ verfügt aber über keine wirkmächtige Idee, weshalb die Partei nach einer strategischen Nische fahndet. Die gibt es in Österreichs Politik durchaus, und sie entspricht wohl auch dem Bucherschen Traum von einer österreichischen FDP. Allein eine strategische Nische hat - im Gegensatz zum Charisma eines Führers - kein Feuer, das andere zu entzünden vermag. Und zu allem Unglück widerspricht der Erhalt der Kärntner Nische der Umsetzung der strategischen Nische im Rest Österreichs. Weshalb Josef Bucher ein bemitleidenswerter Mann ist - sofern solche Empathie nicht durch das Gehalt eines Klubobmanns aufgewogen wird.