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Skandale und Affären in der Steiermark und im Burgenland. | Anteil der Stammwähler macht den Unterschied. | Wien. Ganz Österreich - oder besser gesagt der politisch interessierte Teil davon - blickt derzeit gespannt in die Steiermark und verfolgt, wie es Waltraud Klasnic und ihrer Volkspartei gelingen konnte, aus einem Vorsprung von 15 Prozent ein Rennen mit offenem Ausgang zu machen. Die naheliegende Erklärung: Die diversen Affären, Pannen und Skandale von der EStAG über Spielberg bis hin zu Herberstein zeigen eben Wirkung.
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Ganz anders verhält es sich dagegen im ebenfalls erbittert wahlkämpfenden Burgenland. Hier hinterlässt die bemerkenswerte Geschichte der missglückten Privatisierungsversuche der angeschlagenen Bank Burgenland kaum Spuren in der politischen Stimmungslandschaft. Im Gegenteil: Der hauptverantwortlichen SPÖ wird in den Umfragen sogar ein Plus prognostiziert. Und das obwohl es hier um ungleich größere Schadenssummen für die Steuerzahler geht als etwa in der Steiermark.
Geringe Wählermobilität im Burgenland
Der Erklärung für die unterschiedlichen wahlpolitischen Reaktionen liegt in der Wählerstruktur der beiden Bundesländern. Denn im Unterschied zur grünen Mark hinter dem Semmering, wo die Vorherrschaft der VP seit 1945 stets eine prekäre war, verfügt die burgenländische SPÖ seit dem Sieg über die ÖVP im Jahr 1968 über eine gut abgesicherte strukturelle Mehrheit unter den Wählern. Am besten veranschaulichen dies die steirischen Wahlen von 1995: Nur fünf Jahre vor ihrem Wahltriumph im Jahr 2000 blieb die VP verschwindende 0,3 Prozent der Wählerstimmen vor der SPÖ.
Wie gering die Mobilität der Wähler dagegen im Burgenland ist, zeigt sich auch in den Problemen der Grünen, hier Fuß zu fassen. In Wirklichkeit kämpfen die Parteien untereinander vielleicht um maximal 10 bis 15 Prozent der Wählerstimmen, der Rest gehört zur Gruppe der Stammwähler.
Ganz anders die Situation in der Steiermark: Hier ist rund ein Drittel der Stimmen von Wahl zu Wahl auf dem Markt. Neuen Gruppierungen wie die Kaltenegger-KPÖ oder die Hirschmann-List bieten sich hier ungeahnte Chancen.