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Tasmanien, Großbritannien, USA und Irland sind nur einige wenige Nationen, die in der Vienna Bilingual Middle School (VBS) sowohl im Lehrkörper als auch unter den Schülern vertreten sind. "Es ist wichtig, dass es die VBS als eine kostenlose öffentliche Alternative zu den Internationalen Schulen, die Schulgeld verlangen, gibt", betonte die Direktorin, Irmtraud Kuchl, im Gespräch mit der "Wiener Zeitung".
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Offen ist die VBS für alle sprachinteressierten Schüler von 10 bis 14 Jahren. Am Beginn der Aufnahme steht ein Orientierungsgespräch. "Es ist nicht wichtig, dass ein Kind möglichst viele Vokabel weiß. Wir möchten das Gefühl haben, dass Sprache eine besondere Bedeutung für das Kind hat", erklärt Irmtraud Kuchl.
Zweisprachig aufgewachsene Kinder haben natürlich einen gewissen Startvorteil. "Für viele Schüler ist es eine große Umstellung aus der wohlbehüteten Atmosphäre der Volksschule in einen fremdsprachigen Unterricht zu kommen." Noch dazu wird das erste halbe Jahr jeder ersten Klasse ausschließlich in Englisch unterrichtet. Später gibt es eine Verteilung von mono- und bilingualem Unterricht: Die Gegenstände Deutsch und Englisch besuchen die Schüler je nach Vorkenntnissen als Erst- oder Zweitsprache. Bilinguale Kinder belegen beide Fächer als Erstsprachen.
Mathematik und Wissenschaftsfächer wie Chemie, Physik oder Biologie werden hingegen zweisprachig unterrichtet. Zwei Wochenstunden sind mit zwei Lehrern besetzt. "Ein Teil des Stoffes wird in Deutsch und andere Teile in Englisch vorgetragen", erläutert die Direktorin. Je nachdem, in welcher Sprache das "Input" erfolgt ist, werden dann auch die Testfragen in dieser Sprache gestellt. "Die Schüler können sich dann aussuchen, in welcher Sprache sie antworten", denn in diesen Fächern ist das Fachwissen wichtiger als die Sprache. Der Turn-, Werk-, Zeichen- und Musikunterricht ist wieder einsprachig, abhängig davon, welche Sprache der Lehrer spricht.
Learning Spanish or French
Als Wahlfach werden Spanisch und Französisch angeboten. Arbeitssprache bleibt Englisch. "Etwas anderes wäre nicht sinnvoll, weil etwa ein Kind, das Yoruba als Muttersprache hat und Englisch als Verkehrssprache kennt, Erklärungen in Deutsch gar nicht verstehen würde", so Kuchl. Das Angebot wird von den Schülern gerne genützt: Alle Schüler der dritten Klasse besuchen eines der beiden Wahlfächer.
Im siebenten Jahr des Schulversuches führt die VBS derzeit alle 10 Klassen zweisprachig. Insgesamt sind das 220 Kinder. Die Klassengröße ist mit 24 limitiert, damit ein Projektunterricht, wie er für das Erlernen von Sprachen unumgänglich ist, reibungslos möglich ist.
Kontakte durch CERNET
Die VBS nimmt auch am Pilotprojekt "Central European Regional School Network" (CERNET) teil. Es fördert die Bildungskooperation mit Schulen aus mitteleuropäischen Ländern. So zählen zu den Partnerschulen der VBS Schulen in Györ (Ungarn) und Bratislava (Slowakei). Ein Projekt besonderer Art ist erst gestartet worden: Eine Kooperation mit einer bilingualen slowakischen Schule aus Sucany. Im Wesentlichen wird bei dieser Kooperation ein Fachvokabular für wissenschaftliche Fächer aufgebaut. Vier Lehrer aus dem Nachbarland haben sich bereits vorort informiert, wie der Unterricht abläuft. Als nächstes wird ein Schüleraustausch folgen.
Die slowakischen Jugendlichen werden in Österreich geschichtliche Projekte erarbeiten. Geographie und Biologie sind die Schwerpunkte beim Besuch der österreichischen Kollegen in Sucany. Bezahlt wird das alles durch CERNET, das von der EU gefördert ist.
Auch sonst unternehmen die Schüler der VBS viele Sprachreisen, wie etwa heuer nach Cambridge. "Aber auch in San Francisco waren wir schon." Im Schulalltag ist alles zweisprachig. "Jedes Papier, jede Kundmachung wird zweisprachig ausgegeben", so Kuchl.
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Vienna Bilingual Middle School, Wendstattgasse 3, 1100 Wien (Eingang Alma-Rosé-Gasse). Tel/Fax: (+43/1) 688 16 60; e-mail: hs10wend003k@m56ssr.wien.at; www.schulen.wien.at/schulen/ 910182; Tag der offenen Tür immer im November.