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Zweite Säule für die Altersvorsorge oder doch nur Tropfen auf den heißen Stein?

Von Sissi Eigruber

Politik

Das Modell der neuen Abfertigung zielt darauf ab, eine zweite Säule der Altersvorsorge zu ermöglichen, so das Credo der Erfinder. Die Attraktivität der Veranlagung ist zu gering, um den Aufbau dieser zweiten Säule zu unterstützen, kontern die Kritiker. Die "Wiener Zeitung" hat jene befragt, in deren Händen die Veranlagung der Gelder liegen wird - die Vertreter der bisher sieben neuen Mitarbeitervorsorgekassen (MVK).


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Die Erträge werden nicht in den Himmel wachsen - soviel ist klar. Wie rentabel die Abfertigung Neu als Vorsorgeinstrument sein wird, hängt nicht nur vom Veranlagungserfolg und den Verwaltungskosten (und Barauslagen) ab, sondern auch vom Entnahmeverhalten der Anspruchsberechtigten. Je öfter Geld während der Ansparphase entnommen wird (im Sinne der alten Abfertigung), desto weniger wird zum Schluss (im Sinne der Pensionsvorsorge) übrig bleiben.

Die Nettorendite werde für die Anspruchsberechtigten "nicht so großartig sein", zeigt sich Christian Böhm, Vorstandsvorsitzender der APK-Pensionskasse Aktiengesellschaft realistisch. Sie werde jedenfalls signifikant unter 6% liegen. Dennoch sei die Abfertigung Neu als Vorsorgeprodukt "nicht so schlecht", weil sie ja steuerlich begünstigt sei. Was die Veranlagung betrifft, werden bei der MVK der APK in der Startphase "sicher keine Aktien drinnen sein", so Böhm. Die APK-Mitarbeitervorsorgekasse AG ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der APK-Pensionskasse AG.

Die BAWAG Allianz Mitarbeitervorsorgekasse AG will nur mit etwa 5% auf Aktien setzen, der Rest wird zu gleichen Teilen auf Renten und geldmarktnahe Werte aufgeteilt. Die BAWAG Allianz MVK AG gehört zu 50% der Allianz Elementar Versicherungs-AG, zu 30% der BAWAG und zu 20% der P.S.K. Angepeilt wird ein Marktanteil von 20%.

An der Bonus-Mitarbeitervorsorgekasse AG sind jeweils zur Hälfte die Generali Gruppe und die Zürich Kosmos Versicherung beteiligt. Angestrebt wird ein Marktanteil zwischen 15% und 20%. Mit einer Veranlagung in Anleihen (70%), Aktien (15%), Immobilien (10%) und alternative Investments (5%) soll eine Nettorendite von 4 bis 5,5% erreicht werden.

Die Niederösterreichische Vorsorgekassen AG (NÖ Landesbank-Hypothekenbank AG und NÖ Versicherung) sieht die Nettoperformance "eher im unteren Bereich" von 3 bis 5%. Von Aktieninvestments wolle man zu Beginn absehen, erläutert Vorstand Andreas Müller.

Auch bei der ÖVK Vorsorgekasse AG setzt man auf "eher konservatives Investment", Aktien sollen "kaum bis gar nicht" vorkommen. Die Gründungsgesellschafter der ÖVK Vorsorgekasse AG sind die Raiffeisen Bankengruppe mit 65%, die UNIQA Versicherungen AG (25%) und die ÖPAG Pensionskassen AG (10%).

Die VBV-Mitarbeitervorsorgekasse AG hat es auf die Marktführerschaft (30%) abgesehen. Hinter den Gründern - Vereinigte Pensionskasse AG und BVP Pensionskassen AG - stehen die Bank Austria Creditanstalt, die Erste Bank und der österreichische Sparkassensektor, die Wiener Städtische Versicherung, Landesversicherungen und Landes-Hypothekenbanken, die Axa und die Österreichische Beamtenversicherung. Weiters einsteigen sollen auch Wüstenrot, die Grazer Wechselseitige und die Bank Burgenland.

Die Victoria Volksbanken Mitarbeitervorsorgekasse AG (Victoria Volksbanken Versicherungs AG und Österreichische Volksbanken AG) erwartet eine Rendit von etwa 4%, allerdings vor Abzug der Kosten. Was das Entnahmeverhalten betrifft, ist Christine Pamperl - zuständig für Vertrieb und Marketing - überzeugt, dass ein großer Teil (90%) der Anspruchsberechtigten zwischendurch einmal oder auch mehrmals das angesparte Geld entnehmen wird.

Zwei MVK warten noch auf ihrer Lizenzen: Die Bauarbeiter-Urlaubs- und Abfindungskasse (BUAK) und die Mitarbeiterkasse bei Siemens.

Abfertigungs-Seminar mit Herrn Bossi

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