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Zweite Säule wieder auf stabilerem Fundament

Von Sissi Eigruber

Wirtschaft

Die so genannte zweite Säule der Altersvorsorge, die betriebliche Altersvorsorge, hat in den vergangenen Jahren ordentlich gewackelt - Pensionskürzungen waren die Folge. Nach dem sich die Finanzmärkte erholt haben, geht es bei den Pensionskassen wieder aufwärts. Doch auch heuer sind Kürzungen bei den Pensionen nicht ausgeschlossen. Zudem sorgt eine Novelle des Pensionskassengesetzes für Aufregung: Die Mindestzinsgarantie ist nicht mehr verpflichtend und wird außerdem anders als bisher berechnet (siehe auch Artikel unten).


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Bis Ende 2004 haben 413.000 Menschen in die betriebliche Altersvorsorge investiert, um sich zusätzlich zur staatlichen Pension abzusichern. Heuer werden wieder bis zu 41.000 Personen dazu kommen, schätzt Christian Böhm, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen. Bei der sogenannten zweiten Säule der Altersvorsorge wird ein Teil des Bruttogehalts vom Arbeitgeber direkt in eine Pensionskasse eingezahlt, von der das Geld dann veranlagt wird.

In Verruf geraten sind die Pensionskassen vor allem in den schwachen Börsejahren 2000 bis 2002. Der Veranlagungserfolg blieb aus, die Pensionskassen verzeichneten ein Minus (siehe Grafik) . Danach ging es wieder aufwärts: 2003 stieg die Performance auf 7,6%, voriges Jahr waren es 7,3%, und auch heuer könnten es wieder knapp über 7% werden, jedenfalls aber zwischen 4 und 6%, gibt sich Böhm vorsichtig. Aktuell investieren die Pensionkassen insgesamt rund zwei Drittel des Veranlagungsvolumens in Wertpapiere und Zinsprodukte und etwa ein Drittel in Aktien und Immobilien, erläutert Böhm die Anlagestrategie. Allerdings gibt es innerhalb jeder Pensionskasse verschiedene Veranlagungsgruppen. Man hat also die Wahl zwischen Investments mit mehr oder weniger Risiko (hoher oder niedriger Aktienanteil).

Kassen werden die Kunden künftig besser informieren

Wie sich das eigene Investment entwickelt hat, sollen die Kunden künftig durch eine ausführliche jährliche Kontonachricht erfahren, kündigt Böhm an. Diese wird ab 2006 sowohl ein Informationsblatt über die erzielte Rendite und die Veranlagungsstruktur, als auch Berechnungsmodelle für verschiedene Pensionsantrittsalter enthalten. Angaben über die Performance der einzelnen Pensionskassen wird es allerdings auch weiterhin nicht geben - nur die Gesamtentwicklung wird publiziert.

Pensionskürzungen sind auch weiterhin möglich

Trotz der guten Performance im vergangen Jahr wurden von den Pensionskassen Auszahlungen gekürzt. Rund 1.000 Pensionisten erhielten 2004 um bis zu rund 2% weniger. Nach den schlechten Börsejahren gebe es in bestimmten Fällen eben noch immer Korrekturbedarf, erklärt Böhm. Im Durchschnitt stieg im Jahr 2004 die monatliche Betriebspension jedoch um 1,4% auf 496 Euro. Wie es möglich ist, dass die Höhe der ausgezahlten Pensionen reduziert wird, erklärt sich durch die unterschiedlichen Pensionsmodelle, zwischen denen bei Vertragsabschluss gewählt werden muss: Das leistungsorientierte und das beitragsorientierte Modell. Bei der leistungsorienten Variante wird die Höhe der Beiträge laufend angepasst. Der Arbeitgeber muss also entsprechend mehr oder weniger einzahlen. Beim beitragsorientierten Modell wird die Höhe der Beiträge fixiert, dafür kommt es aber bei der ausbezahlten Pension zu Änderungen nach oben oder unten.

Die jeweiligen Anpassungen sind unter anderem abhängig vom Alter bei Pensionsantritt, Geschlecht, vereinbartem Rechnungszins und jährlichem Veranlagungsergebnis. Ist das tatsächliche Jahresergebnis, das die Pensionskasse mit ihrer Veranlagung erzielt, höher als der vereinbarte Rechnungszins, dann wird die Pension erhöht. Ist das tatsächliche Jahresergebnis niedriger, wird die Pension verringert.

Wahlmöglichkeit: Mit oder ohne Mindestzinsgarantie

"Garantiert war bisher jediglich der Mindestzinssatz (zur Zeit rund 1,4%), der sich im Laufe der Zeit aber auch ändert, da er an die Sekundärmarktrendite gebunden ist. Diese Regelung wurde allerdings geändert: Durch die im Jänner beschlossene Gesetzesnovelle können die Pensionskassen inzwischen Verträge mit und ohne Mindestzinssatz anbieten. Böhm will zu der Auswahl - mit oder ohne Garantie - keine Empfehlung geben, gibt aber zu bedenken, dass die Garantie teuer ist: "Von der Pensionshöhe frisst die Garantie 3 bis 6% weg".