Zum Hauptinhalt springen

Zwerg in Begleitung

Von Heiner Boberski

Wissen
"Hubble"-Bild von der um "P5" erweiterten Pluto-Familie.
© Nasa, ESA und M. Showalter/Seti

"Wie russische Babuschka-Puppen" umkreisen mehrere Monde den Pluto.


Hinweis: Der Inhalt dieser Seite wurde vor 12 Jahren in der Wiener Zeitung veröffentlicht. Hier geht's zu unseren neuen Inhalten.

Wien. "Mein Vater erklärt mir jeden Sonntag unsere neun Planeten." Mit den Anfangsbuchstaben der Wörter dieses Satzes lernte man früher die Reihenfolge der Planeten unseres Sonnensystems von innen nach außen: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto. Seit 2006 ist dieser Merksatz obsolet, denn Pluto, mit dem Durchmesser von 2390 Kilometern kleiner als unser Mond, wurde zum Zwergplaneten degradiert - somit sind die Planeten nur noch acht.

Dass auch Zwergplaneten wie der erst 1930 vom US-Astronomen Clyde Tombaugh aufgespürte Pluto ihre Trabanten haben, wurde gerade durch eine Entdeckung mit dem Weltraumteleskop "Hubble" in Erinnerung gerufen: Bei der Auswertung neuer Aufnahmen fand ein Team um Mark Showalter vom Seti-Institut in Kalifornien einen fünften Pluto-Mond. Er hat eine unregelmäßige Form, einen Durchmesser von 10 bis 25 Kilometern und bekam vorläufig die Bezeichnung P5. Der größte Pluto-Trabant, Charon, ist seit 1978 bekannt, 2006 fand man Nix und Hydra, 2011 P4.

Alle Monde umkreisen den nach dem römischen Gott der Unterwelt benannten Himmelskörper (dessen Namen auch ein beliebter Comic-Hund aus der Werkstatt von Walt Disney trägt) in derselben Ebene. "Die Monde bilden eine Folge feinsäuberlich ineinander verschachtelter Umlaufbahnen, ein wenig wie russische Babuschka-Puppen", erklärte Mark Showalter.

Die Astronomen sind erstaunt, dass ein Zwergplanet ein so komplexes System an Begleitern besitzt. Sie erhoffen von der Entdeckung von P5 neue Aufschlüsse über die Entwicklung des Pluto-Systems. Nach der gängigsten Theorie sind alle Pluto-Monde vor Milliarden Jahren durch eine Kollision zwischen Pluto und einem großen Asteroiden des sogenannten Kuiper-Gürtels entstanden.

Die Temperatur auf dem aus Eis und Felsbrocken bestehenden Pluto wird auf minus 233 Grad Celsius geschätzt. 2015 soll die Nasa-Sonde "New Horizons" den Zwergplaneten am Rande unseres Sonnensystems überfliegen und erste detaillierte Bilder von Pluto und seinen Trabanten liefern. Weitere Erkenntnisse erwartet man in einigen Jahren vom Infrarotsystem des "Hubble"-Nachfolgers, des "James Webb"-Weltraumteleskops.