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Zwiespalt, der Jobbik nährt

Von Karin Bachmann

Europaarchiv

Es sei nur noch eine Frage der Zeit, wann sich die Ungarische Sozialistische Partei (MSZP) spalte, prophezeiten Beobachter vor gut einem Jahr.


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Damals legte Ferenc Gyurcsány das Amt des Parteivorsitzenden nieder, eine Woche zuvor hatte er seinen Rücktritt als Ministerpräsident angekündigt. Neue Parteivorsitzende wurde Ildikó Lendvai, Gyurcsánys parteiloser Jugendfreund Gordon Bajnai neuer Premier. Gyurcsány schien sang- und klanglos verschwunden.

Nunmehr ist er Vorsitzender der MSZP-nahen Táncsics-Mihály-Stiftung und nimmt weiter an Sitzungen des Parteivorstands teil. Und offenbar lenkt er hinter den Kulissen weiter die Geschicke der MSZP. Lendvai nannte Attila Mesterházy zwar den Mann der Zukunft für die Partei wie für Ungarn, als sie ihn als Spitzenkandidat vorstellte. Doch der öffentliche Abschied von Gyurcsány geschah zu offensichtlich, um wirklich zu überzeugen, zumal sich der Ex-Premier seit geraumer Zeit wieder zu Wort meldet. Für viele ist das ein sicheres Signal, dass mit ihm wieder zu rechnen ist. Mesterházy dürfte eine historische Niederlage einfahren. Gyurcsány könnte sich dann als der Mann profilieren, ohne den der MSZP schlichtweg nichts gelingt.

Mit den momentanen Ränkespielen mag Gyurcsány seinen Machthunger stillen, die Partei verliert damit den letzten Rest an Glaubwürdigkeit. Davon profitiert vor allem die radikale Rechte: Soziologen gehen davon aus, dass ein Viertel bis die Hälfte der einstigen Stammwähler, welche die MSZP in den vergangenen beiden Jahren verloren hat, am 11. und 25. April für Jobbik stimmen.

Ungarns Rechte greift nach sicherem Sieg