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"Weil er nie passieren darf, dreht sich im deutschen Film alles um den Koitus", befand der Kulturkritiker Adorno in den fünfziger Jahren. Was hätte er zu "Sex and the City" gesagt? In dieser amerikanischen TV-Serie, die gerade mit dem Emmy als beste Comedy ausgezeichnet wurde, dreht sich auch alles um ihn - aber nunmehr, weil er ständig passieren muss. Die Frage ist, ob man das einen Kulturfortschritt nennen darf. Wenn man diese Serie, die ja seit einigen Wochen auch im ORF läuft, nicht mag, könnte man es sich leicht machen und sagen: Nach dem 11. September geht so etwas nicht mehr. Immerhin ragen in fast jeder Folge die Zwillingstürme irgendwo im Hintergrund wie ein Menetekel ins Bild. Aber warum sollte so etwas nicht mehr gehen? Langsam begreift man ja, dass sich so viel seit dem ominösen Tag wiederum auch nicht geändert hat. Jedenfalls wohl kaum das Sexualverhalten der New Yorker- auch nicht der trendy people, um die es in dieser Serie ausschließlich geht.
Bei solch einer Thematik tut man sich naturgemäß schwer, kritische Worte zu finden - erst recht bei solch (wort)gewitzter, komödiantisch freizügiger Aufbereitung. Man will ja nicht prüde sein. Aber vielleicht will man es als Mann doch nicht so genau wissen, wie die Frauen, die hier dominant im Vordergrund stehen, es davor und danach beplaudern. Und irgendwie ist es ja doch immer das Gleiche. Bei "Ally McBeal" geht's wenigstens ein bisschen auch noch um etwas anderes. Aber "Sex and the City" ist schon alleine durch seinen Titel fixiert. Aber vielleicht mag ich die Serie auch deswegen nicht, weil ich, offen gestanden, keiner dieser vier Zicken auch nur 10 Meter nahe kommen wollte.