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Zwischen Heustadel und Mähroboter

Von Matthias Nagl

Politik
© Matthias Nagl

Die Heimat von Matthias Strolz | ist eine Neos-Hochburg in ungewohnter Umgebung. Ein Besuch im Klostertal.


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Wald am Arlberg. Ins Museum hat es Matthias Strolz noch nicht geschafft. Im Klostertalmuseum in seiner Heimatgemeinde Wald am Arlberg gibt es noch keinen Hinweis auf den Neos-Gründer, der mit dem Wahlerfolg seiner Partei auch der kleinen Klostertaler Gemeinde eine Handvoll Ruhm beschert hat.

Ein bisschen sind die Walder aber auch selbst schuld am Ruhm, schließlich haben sie den Neos sowohl bei der Nationalratswahl vor knapp einem Jahr als auch bei der EU-Wahl im Mai zum österreichweit besten Ergebnis verholfen. Für das Klostertalmuseum ist das aber zu unbedeutend. In dem 350 Jahre alten Bauernhaus geht es um größere Horizonte als simple Wahlergebnisse.

Gezeigt wird, wie die Klostertaler einst ihren Alltag bestritten, wie das Tal besiedelt wurde und wie der Verkehr über den Arlberg das Leben prägte. Das ist auch heute noch so. Wie auch andere Klostertaler Gemeinden ist Wald auf der einen Talseite von der Arlberg-Bahnstrecke und auf der anderen von der Arlberg-Schnellstraße begrenzt. Doch heute gibt es noch andere Fortschrittsboten als Bahn und Auto.

Dazu muss man nicht einmal die Neos bemühen, das zeigt sich schon bei einem Spaziergang durch den Ort. In einem Garten mäht ein kleiner Roboter geräuschlos den Rasen, der Ort beherbergt mit Kindergarten und Volksschule in einem modernen Neubau quasi einen Bildungscampus. Auch die Jugendkultur hat Einzug gehalten, die Skateboarder von der Klostertal Longboard-Crew veröffentlichen in einem eigenen Youtube-Kanal ihre Kunststücke.

Auf den öffentlichen Sitzbänken bringt ein Scan-Code auf einem Metallschild die Touristen mittels Smartphone direkt auf die Homepage des Klostertaler Tourismusverbandes. Abgesehen davon ist die Tourismus-Strategie noch ursprünglich und hat nichts vom Gigantismus, der wenige Kilometer weiter am Arlberg zu finden ist. In dem verschlafenen Dorf gibt es keine großen Hotels, dafür einen kleinen Campingplatz und viele Pensionen.

Zeigt sich die Aufgeschlossenheit der Walder also auch im überwältigenden Votum für die Neos? 39,9 Prozent waren es bei der Nationalratswahl, 24,6 Prozent bei der EU-Wahl. Eher nicht, sagte ÖVP-Bürgermeister Christian Gantner schon nach der Nationalratswahl der "Wiener Zeitung". Es sei vielmehr Ausdruck von Verbundenheit mit jemandem, den man kennt. Diese Stimmung bestätigt sich beim Besuch in Wald. "Ich finde es gut, dass Junge kommen und etwas bewegen", sagt Silvia Fritz über die Neos. Ihre Tochter ist mit Strolz in die Volksschule gegangen. Ein Bauer ist noch überschwänglicher. "Es ist auf jeden Fall gut, dass es die Neos gibt", sagt er mit einem Rechen in der Hand, von der Feldarbeit kommend. "Sie werden wieder gut abschneiden. Wir haben 60 Jahre lang eine Diktatur von den Schwarzen gehabt, die haben wir jetzt endlich gebrochen."

Aber die Vorarlberger müssen diesmal nicht die Neos wählen, um einem der ihren ihre Stimme zu geben. Auch in Wald ist das Match der Dorfsöhne diesmal ausgeglichen. Matthias Strolz ist zwar Neos-Gründer, Bürgermeister Christian Gantner steht aber auf der ÖVP-Liste.