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Österreich-Panorama in Buchform. | Wien. Was ist eigentlich "typisch österreichisch"? Im Sommer 1998 stand das in einer Umfrage zur Debatte - und sollte Basis eines Österreich-Panoramas werden, das nun noch rechtzeitig zum Gedankenjahr vorliegt: Am Dienstagabend wurde "Memoria Austriae", ein dreibändiges Opus auf 1456 Seiten im Wiener Belvedere präsentiert.
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Begeistert zeigte sich der Hausherr: "Beim ersten Durchblättern kriegt man Lust, die Bücher aufs Nachtkasterl zu legen und jeden Abend zu lesen", schwärmte Gerbert Frodl, Direktor der Österreichischen Galerie Belvedere. "Schnell kaufen", stieß Thomas Cornides, Leiter des Oldenbourg Verlags Wien, nach. Nicht zuletzt, weil der Preis mit 29,80 Euro pro Band - öffentlichen Fördergebern sei Dank - höchst moderat ausgefallen ist.
Und das Lesen lohnt, obwohl die Schirmherrn des Staatsgedächtnisses nicht überraschen: Wolfgang Amadeus Mozart, Bruno Kreisky oder Kardinal Franz König werden von Experten kritisch behandelt. Und auch manch anderer "Gedächntisort", wie man in Anlehnung an Pierre Noras Pendant zur französischen Nation formuliert: Werden nach prominenten Österreichern Gemütlichkeit, Neutralität oder Kulinarik durchleuchtet, folgen im zweiten Band Bauten und Orte, zuletzt identitätsstiftende Wirtschaftswaren - wie etwa die Mannerschnitte.
Dass neben Frankreich auch Deutschland, Dänemark und Italien der heimischen Publikation zuvorkamen, ist für Brix wenig erstaunlich - würde ein nationales Bewusstsein hier doch kaum geschätzt. Umso überraschender für den Diplomaten, "wie wenig ein klares, eindeutiges Bild des 20. Jahrhunderts vorhanden ist". "Es gibt keine Deutungsmonopole", bringt er die Quintessenz der "Memoria" auf den Punkt.
Als erfreuliche "Redimensionierung" des Geschichtsbildes würdigte Festredner Erhard Busek das Werk.
Memoria Austriae, Hg. von Emil Brix, Ernst Bruckmüller, Hannes Stekl, Verlag für Geschichte und Politik, Wien 2005.