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Selbst einmal Spielfigur auf einem Brett sein? Kein Problem: Die Mitmachausstellung im Technischen Museum für Kinder zwischen 6 und 12 Jahren macht’s möglich. Dort kann man in der "Teddybärenfabrik" am Fließband erstmals Arbeitsstress erfahren, einem Bären mithilfe eines Greifarms sensibel und mit ruhiger Hand das letzte Auge einfügen und ein Radio zum Musikspielen bringen, indem man die Leitungen richtig verlegt.
Aber auch Lärm, Licht und Hitze am Arbeitsplatz können Kinder hier erstmals spielerisch erfahren. Wie funktioniert eigentlich eine Schokoladenfabrik? Und welchen Beruf spuckt die Traumberufsmaschine für mich aus? Auch Erwachsene dürfen auf den rund 500 m2 wieder Kind sein: Denn was hat man sich im zarten Alter alles erträumt - und wie sieht nun die Wirklichkeit aus?
Zum Träumen regt allerdings nicht nur dieser Teil der Ausstellung an, denn das 76 Meter lange und fast 6 Meter hohe aufgespannte "Paradies" (eine Collage aus Bildern des Kunsthistorischen Museums) in der Kuppel des Technischen Museums soll das Gegenteil der Arbeit symbolisieren: das Nichtstun. Entlang der Panoramafenster, durch die man in die Kuppel blicken kann, sitzt man auf Bürosesseln und kann seine Gedanken schweifen lassen. Ein "Ring", der in der Mitte der Ausstellung hängt, zeigt den aktuellen Börsenkurs an - damit man nicht ganz in der Traumwelt verschwindet.
Während sich die Kinder in der Mitmachausstellung vergnügen, findet sich das Thema Arbeit im kulturhistorischen Ausstellungsbereich "erwachsenengerecht" aufbereitet. Besonders beeindruckend hier der zweite von sechs Abschnitten: Unter dem Titel "werk.raum" werden verschiedene Arbeitsumgebungen seit der Industrialisierung gezeigt. Modelle von beispielsweise einer Seifen-, einer Zigarettenfabrik oder einer Molkerei zeigen, wie unterschiedlich Arbeitsabläufe und Maschinen der Vergangenheit und Gegenwart sind. Im Abschnitt "menschen.maß" zeigt sich, wie sehr sich die Körperhaltung beim Verrichten der Arbeit über die Jahrzehnte verändert hat. Doch auch die Arbeitsmöbel haben einen Wandel durchgemacht: besonders interessant ein spezieller Greifarm, den man per Knopfdruck in Bewegung setzen kann.
Einmal den Chef spielen
Unterschiedliche Kleidung verweist nicht nur auf unterschiedliche Berufe - sie bringt auch Differenzen in der sozialen Stellung zum Ausdruck. Im Abschnitt "rang.ordnung" sieht man etwa den "Blaumann", der auch heute noch für die körperlich schwer arbeitende Berufsgruppe steht. Aber auch der Chefstuhl darf nicht fehlen. Möchtegern-Bosse können hier für kurze Zeit einmal die Füße auf den Tisch legen. Im sechsten und letzten Kapitel "not.verband" wird man über die Gefahren bei der Arbeit aufgeklärt. Sowohl physische als auch psychische Faktoren stehen hier im Vordergrund, alte und jüngere Berufskrankheiten werden aufgezählt.
Übrigens: Die Ausstellung ist rein aus den Beständen des Technischen Museums entstanden. Es empfiehlt sich, erst einen Rundgang durch die kulturhistorische Ausstellung zu machen und danach erst die Mitmachausstellung zu besuchen, die wirklich sehenswert ist. Auch wenn die Werbetrommel eher für den Erwachsenen-Teil gerührt wurde, ist die Mitmachausstellung wohl das wahre Herzstück der Schau. Sie ist bis 24. Juni 2012 zu sehen, der kulturhistorische Teil wird länger bestehen bleiben.
Ausstellung
In Arbeit
Technisches Museum Wien