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Lautloser Schneeflockentanz vorm Fenster. Ganz ohne Stardirigenten dahinter/davor. Selbst in den "seriösen" Ö1-Nachrichten entblödete man sich nicht, diese aufgedonnerte Wortschöpfung kürzlich in den Mund zu nehmen. Noch dazu in Verbindung mit Kapellmeister Lorin M., der sich jetzt auch noch als Geiger maßlos überschätzt. Dennoch passt sowas in überdrehte Zeiten wie diese. Da schrieb doch gerade eben ein Wiener "Starkritiker", der Dirigent Fabio L. habe musiziert. Und ich habe immer geglaubt, so ein Mittelsmann zwischen Partitur, Orchester und Publikum animiere die Akteure bloß zum (guten) Musizieren. Wahrscheinlich ist für unsern Kritikaster das Staberl gewisser Kapellmeister aus Süßholz - und er hört, wie's jener raspelt . . .
Weg vom schiefen Sprachbild, hin zum echten guten Ton; zu zwei Sageskünstlern, deren einzigartige Herztöne vor 50, 60 Jahren unverwechselbar Klang geworden und allzu früh verstummt sind. Beide starben 1959 nach exzessivem (Künstler-)Leben. Im "radiokolleg" erinnerte H. Doblhofer im Rahmen seiner Serie "Texte und Töne" an die große Billie Holiday; im "Opernkonzert" G. Cervenka an den singulären Mario Lanza. Hier der weinend lachende Bajazzo, dort das schauerliche Lied von den seltsamen Früchten . . . Von diesen derart ihr Ein & Alles gebenden (inneren) Stimmen wird man immer wieder zutiefst berührt.
Da konnte, ja musste man zum Ausgleich die Augen schmausen und in aller Ruhe zum Zug kommen lassen. Brigitta Ashoffs "Wunder der Stille" über die künstlerisch gestalteten Kirchenräume in Houston, Innsbruck und Berlin war so ein meditatives Trostpflaster fürs Auge. Dienstag, 19.30 Uhr, Bayern. Man dankt.