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Es ist eine banale Weisheit, an die der Sport dieser Tage erinnert wurde: Es gibt Wichtigeres als Medaillen, das machte das Drama um die nach einem Trainingssturz querschnittgelähmte Stabhochsprung-Hoffnung Kira Grünberg auf schmerzhafte Weise deutlich. Und doch ist derzeit auch viel von den Sommerspielen in Rio 2016 die Rede, die in exakt einem Jahr eröffnet werden; das mag zynisch klingen, ist aber der Lauf der Dinge. Und dabei hoffen sie nun auch alle, die Vertreter des Sports wie der Politik, dass die Änderungen im Förderwesen nach Olympia 2012, als Österreichs Sportler ohne Medaillen heimgekehrt waren, gegriffen haben, auf dass sich die für Rot-Weiß-Rot so glanzlosen Ereignisse nicht wiederholen mögen. Sportminister Gerald Klug sieht die Sportler "auf einem guten Weg", Projekt-Rio-Koordinator Peter Schröcksnadel geht davon aus, "dass Österreich Chancen hat, Medaillen zu holen", Karl Stoss, Präsident des österreichischen Olympischen Komitees, rechnet im "Krone"-Interview "mit drei bis fünf Medaillen". Dass sich aber maßgeblich etwas gebessert hätte, darf bezweifelt werden, dass Österreich zum vierten Mal hintereinander in Teamsportarten nicht vertreten ist, kann als Indiz dafür gesehen werden. Der einstige Vorzeigeverband der Schwimmer ist nur noch im Selbstzerfleischungsmodus erfolgreich; noch immer sind die Sportler auf Eigen- und Einzelinitiativen angewiesen (wie die Diskuswerfer, die heuer schon aufgezeigt haben), noch immer ist die tägliche Turnstunde in allen Schulstufen, nicht nur in der Ganztagsschule, Utopie, noch immer ist das Förderwesen nicht so transparent, wie man es gerne hätte, und noch immer hinkt man im Sportstättenbau hinterher. Angesichts dessen tatsächlich mit Medaillen zu rechnen, ist ebenfalls fast schon zynisch.