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Bevor am Sonntagabend die Diskussionsrunde "offen gesagt" (ORF 2) begann, wurde für Kinderschokolade, Nutella und knackige Laugensnacks geworben. Desgleichen wurde ein junges Mädchen vorgestellt, das McDonald's "für sich entdeckt" hat. Schließlich wurde die neue Eurodisney-DVD angeboten.
Danach sprach eine Expertenrunde über das Schicksal der Kinder, die in der Schule in Beslan bei der missglückten Geiselbefreiung ums Leben kamen. Die Diskussion, die Ronald Barazon leitete, war dem Ernst und der Komplexität der Problematik durchaus angemessen, man wurde kompetent über die Hintergründe der Geiselnahme informiert.
Zu den Diskussionsteilnehmern gehörte auch der Medienwissenschafter Peter Vitouch. Er meinte, die mediale Aufarbeitung trage zur kollektiven Bewältigung solch traumatischer Ereignisse bei. Das ist gewiss richtig. Doch käme es der Ernsthaftigkeit der Auseinandersetzung zugute, wenn es in besonderen Situationen möglich wäre, auf unpassende Werbeeinschaltungen im Umfeld zu verzichten.
Natürlich ist das ein unrealistischer Vorschlag, und wir Zuseher sind ja auch durchaus geübt in der Kunst, den Werbeblock mit dem inhaltlichen Teil nicht zu vermischen. Manchmal fällt es aber doch schwer, den Zusammenstoß zwischen der schönen, bunten Werbewelt und der grausamen Tatsächlichkeit nicht als Zynismus zu empfinden.